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Landeshauptstadt: S13-Ersatz reicht nicht

„Freiland“-Debatte: Jugendklubs kritisieren Verwaltung

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Das geplante Jugendkultur-Areal „Freiland“ weckt Begehrlichkeiten und entfacht weitere Diskussionen. Gestern stellten Vertreter der Potsdamer Kinder- und Jugendklubs ihrerseits Forderungen an die Verwaltung. „Wir haben das Gefühl, unsere Arbeit fällt angesichts der Freiland-Diskussion hinten runter, obwohl es in den Klubs großen Investitionsbedarf gibt“, sagte Wiebke Matthesius-Handorf, Sprecherin des AKKJ-Gremiums, das die Interessen der Jugendfreizeitklubs in Potsdam vertreten soll. Matthesius-Handorf und andere Jugendsozialarbeiter hatten gestern Journalisten und Stadtpolitiker zu einem Gespräch eingeladen. So benötige besonders das Ribbeckeck in der Potsdamer Straße verbindliche Zusagen für eine Sanierung, hieß es übereinstimmend. Dort gibt es noch Ofenheizung, die Fassade bröckelt, die Fenster sind marode.

Die Verwaltung reagierte auf den Vorstoß gestern zurückhaltend. „Unsere Investitionsplanungen gehen trotz der Freiland-Pläne natürlich weiter“, sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller, ohne dass sie nähere Details nennen wollte.

Gestern hatte die Verwaltung einen Finanzierungsvorschlag für „Freiland“ vorgelegt. In einer ersten Stufe wollen Stadt und Stadtwerke zusammen 940 000 Euro investieren. Auf einem Gelände der Stadtwerke in der Friedrich-Engels-Straße sollen so ein Veranstaltungshaus für den Spartacus e.V. und andere Jugendkultur-Gruppen, Probenräume und ein Ersatz für den Jugendklub S13 entstehen. Ob Letzteres sinnvoll ist, daran haben die Sozialarbeiter der Jugendklubs ihre Zweifel. „Wenn das S13 dort hinzieht, braucht es in der Innenstadt trotzdem einen neuen Jugendklub“, so Matthesius-Handorf vom AKKJ – und verwies gerade auf die in Potsdams Mitte wachsende Zahl sogenannter „Lückekinder“ zwischen 10 und 12 Jahren. Für diese sei „Freiland“ zu weit entfernt. Dem widersprach Beigeordnete Müller. Den Weg könne man Lückekindern zutrauen – und ob Standorte angenommen würden, hänge davon ab, ob sie „interessant“ sind. Dafür sorgen soll der Lindenpark-Träger, die Stiftung SPI, die auch den S13 betreibt – und nach eigenen Angaben gerade in Abstimmung mit dem Jugendamt ein Konzept für die künftige S13-Arbeit entwickelt. Zudem soll laut Müller auch der Treffpunkt Freizeit im Norden der Innenstadt zukünftig mehr mit Lückekindern arbeiten.

Abwartend in der „Freiland“-Debatte äußerte sich gestern Potsdams SPD- Chef Mike Schubert: „Wir stellen keine Blankoschecks aus.“ Er forderte ein „Nachbarschaftskonzept“, genaue Vorgaben für einen Betreiber sowie die Klärung offener Finanzierungsfragen vor einer Entscheidung. So sieht die Verwaltung immer noch eine Lücke bei den jährlichen Kosten von 60 000 Euro. Auch die Jungen Liberalen warnten vor einem Schnellschuss: „Schulden für ein schlecht konzipiertes Projekt zahlt die junge Generation.“ HK

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