Homepage: Saatengrün auf der Goldhalde
Geoökologen der Universität Potsdam untersuchen Umweltwirkungen des Erzbergbaus in Südafrika
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2008 ist das Internationale Jahr der Erde, das den Nutzen der Geowissenschaften für eine nachhaltige Entwicklung deutlich machen soll. Die PNN nehmen dies zum Anlass, Projekte von Potsdamer Geoforschern vorzustellen.
Inmitten der Savanne, auf einer fast vegetationslosen Sandfläche, beackern ein paar Leute ein Stück Boden, um später Samen einsäen zu können. Es herrschen mehr als 30 Grad Celsius. Jemand hebt mit dem Spaten eine Grube aus, ein anderer sortiert Wurzeln. In der glühenden Hitze ein seltsamer Anblick, zumal die hier Arbeitenden Atemmasken und Augenschutz tragen.
Es sind Mitarbeiter und Studierende vom Institut für Geoökologie der Universität Potsdam, die auf einer Abraumhalde in Südafrika die Folgen des Goldbergbaus auf die Umwelt untersuchen. Der Abbau schwermetallhaltiger Erze hinterlässt hier großflächige Ablagerungen in hohen Spülhalden. Darin sind große Mengen von Schwermetallen und Giften enthalten, die in das Umland, in Siedlungen und auf Ackerflächen gelangen können. Eine potenzielle Gefahr für Mensch, Wasser, Boden und Vegetation.
Die Potsdamer Wissenschaftler, die jedes Jahr für etwa zwei Wochen nach Südafrika reisen, wollen nicht nur die gefahrvollen Wechselwirkungen in der Umwelt verstehen, sondern auch Strategien zur Verbesserung der Lage entwickeln. Bereits seit 1998 kooperiert die deutsche Forschergruppe um Prof. Oswald Blumenstein mit der North-West-University, Campus Potchefstroom. Sie analysiert den Aufbau der Halden und deren Stoffkreisläufe. Mit Pflanzversuchen wollen sie die Platin- und Goldhalden wiederbegrünen. Es sind Methoden, die auch hier zu Lande im Bergbaugebiet der Niederlausitz angewendet werden, wo sich Vergleichsflächen befinden.
Neben der Modellierung des Transportes von Schwermetall belastetem Sickerwasser in das Grundwasser wurde mittlerweile auch ein methodischer Ansatz entwickelt, mit dem die Potsdamer zeigen können, auf welchen Wegen schwermetallhaltiges Haldensubstrat in das Umland gelangt.
Die Arbeit vor Ort ist für die Deutschen nicht ohne Gefahren. In der Region leben zahlreiche Schlangen. Bei jedem Schritt ist Vorsicht geboten. Lange Hosen sind ein Muss. Und die Hitze belastet den Kreislauf. Bis zu fünf Liter Flüssigkeit müssen die Forscher und Studenten am Tag zu sich nehmen. In manchen Jahren, so wie im März 2008, hatte Südafrika jedoch nicht mit extremer Trockenheit, sondern mit großen Niederschlagsmengen zu kämpfen. Da blieb das Geländefahrzeug schon mal im Schlamm stecken.
Unterkunft finden die Potsdamer zumeist in einer kleinen Siedlung, etwa 45 Minuten Autofahrt vom Arbeitsort entfernt. Nicht nur mit dem Hausherrn, einem 70-jährigen Maler, der die Deutschen mit Neuigkeiten und Geschichten aus der Region versorgt, gibt es herzliche Kontakte, sondern auch mit der Landbevölkerung. So näherte sich einmal ein Hirte, als die Wissenschaftler ihre Bodenarbeiten durchführten. Er nahm kurzerhand einen Spaten und half beim Ausheben einer Grube.
Die Geoökologen, die bereits über mehrere Jahre in Südafrika gearbeitet haben, spüren andererseits die immer größer werdende Diskrepanz zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung. Gerade in den Städten ist dies auffällig, wo der Unterschied zwischen arm und reich besonders groß ist.
Anfang des Jahres haben die Potsdamer ihre Ergebnisse südafrikanischen Wissenschaftlern und Praktikern vorgestellt, damit sie die Auswirkungen der Spülhalden auf das umliegende Land besser beurteilen und sich vor Schäden schützen können. Zurück in Deutschland müssen die Geoökologen nun ihre Proben analysieren, bevor sie sich in den nächsten Monaten erneut auf ihre Versuchsflächen in den Süden Afrikas begeben. Vielleicht ist ja dort, wo einst Gold und Platin abgebaut wurden, inzwischen die Saat der Potsdamer Wissenschaftler aufgegangen.Sandra Münzel
Sandra Münzel
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