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Gedenken an Peter Joseph Lenné: Sägen für Lenné

Vor 200 Jahren trat der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné seinen Dienst in Potsdam an. Nun wurde eine von ihm geschaffene Sichtachse wieder freigelegt - vom Neuen Garten bis zum Park Babelsberg.

Von Katharina Wiechers

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Potsdam - Alle vier bis fünf Jahre ist die Lücke wieder dicht. Dann haben die beiden Eichen, die da am Hasengraben im Neuen Garten stehen, wieder so lange Äste, dass ihr Laub den Blick vom Grünen Haus auf den Flatowturm im Park Babelsberg versperrt. Immer dann bestellt Sven Kerschek, der Chef des Neuen Gartens bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), die Holzarbeiter in den Park zwischen Berliner und Nauener Vorstadt, und lässt die Lücke ausschneiden. Am gestrigen Dienstag war es wieder so weit, mit einer Motorsäge rückten die Arbeiter hoch oben auf einer Hubbühne den Ästen zu Leibe. Dieses Jahr standen sie dabei unter besonderer Beobachtung. Denn im Februar 1816, also vor 200 Jahren, zog in das Grüne Haus im Neuen Garten Peter Joseph Lenné ein, also der Mann, dem Potsdam diese und viele andere Sichtachsen verdankt. Grund für die Schlösserstiftung, an den Gartenkünstler zu erinnern.

Knapp 27 Jahre war der Rheinländer Lenné erst alt, als er als Gärtner an den preußischen Hof kam. Seine erste Wohnung bezog er im Grünen Haus, das bis heute am nördlichen Ende des Heiligen Sees steht. Von Anfang an hatte der talentierte Geselle eine Sonderstellung, war von praktischer Arbeit freigestellt und konnte sich ganz dem Pläne-Zeichnen widmen. Einer der ersten Pläne galt dann auch dem Neuen Garten, der ihn tagtäglich umgab.

Lennés Vorgänger hatte bei der Gestaltung des Neuen Gartens mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen

Zwar war der Neue Garten erst vor 30 Jahren angelegt worden, allerdings etwas chaotisch, wie SPSG-Gartendenkmalpfleger Gerd Schurig am Dienstag sagte. Denn der von Friedrich Wilhelm II. mit der Gestaltung beauftragte Landschaftsgärtner Johann August Eyserbeck sah sich mehreren Unwägbarkeiten gegenüber: Zum einen veränderte sich der Park während seiner Gestaltungsarbeiten ständig, weil immer weitere Grundstücke hinzukamen und die Planungen ein ums andere Mal über den Haufen geworfen werden mussten. Zum anderen wollte der König noch zu Lebzeiten etwas von dem Garten haben, sodass Eyserbeck viele schnell wachsende Nadelbäume anpflanzen musste. „Als Lenné kam, war der Neue Garten schon ziemlich zugewachsen und undurchsichtig“, so Schurig.

Das empfand Lenné selbst offenbar ähnlich – in seinem Plan empfahl er neben einer neuen, kurvenreichen Wege- und Ufergestaltung unter anderem großzügiges Ausschneiden der Gehölze. Doch wie bei seinem Plan für den Park Sanssouci, den Lenné ebenfalls gleich zu Beginn seiner Zeit am preußischen Hof vorlegte, hatte sich der selbst ernannte „Gartenkünstler“ übernommen. Seine Pläne waren zu aufwendig, zu teuer, sie wurden nur in abgespeckter Version umgesetzt. Sehr wohl durchgesetzt hatte sich Lenné aber mit den von ihm geplanten Sichtbeziehungen, über Wiesen oder über den See hinweg, wie zum Beispiel vom Grünen Haus aus zum Marmorpalais oder eben bis zum Flatowturm im Park Babelsberg. Nicht nur die beiden Eichen müssen deshalb regelmäßig zurückgeschnitten werden, auch die Erlen- und Weidenaufwüchse, die immer wieder am Ufer des Heiligen Sees wuchern, werden zurzeit gerodet.

Lenné ist der "Verursacher des Welterbestatus"

Die Sichtachsen im Neuen Garten und in den anderen Parks und überhaupt die Gestaltung der Kulturlandschaft in Potsdam und Berlin machten die „immense Bedeutung“ Lennés aus, so Gartendirektor Michael Rohde am Dienstag. Lenné sei sozusagen der Verursacher des Welterbestatus, mit dem sich die Region seit 1990 schmücken darf.

Rohde ist übrigens einer der Nachfolger Lennés, der nur zwölf Jahre nach seiner Ankunft in Potsdam 1828 zum General-Direktor der königlichen Gärten wurde. Seine ausufernden Pläne aus der Anfangszeit gereichten dem ehrgeizigen jungen Mann also nicht zum Nachteil – im Gegenteil.

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