
© A. Klaer
Homepage: Samenbomben und Strickgraffiti Studenten haben Schülern Stadt-Zeichen erklärt
Sie begegnen uns überall: Graffiti an Wänden, Aufkleber an Verkehrsschildern oder eingekratzte Schriftzüge an Busscheiben: urbane Zeichen sind zahlreich und vielfältig. Wahrgenommen werden sie von vielen Menschen wohl nur als Ärgernis.
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Sie begegnen uns überall: Graffiti an Wänden, Aufkleber an Verkehrsschildern oder eingekratzte Schriftzüge an Busscheiben: urbane Zeichen sind zahlreich und vielfältig. Wahrgenommen werden sie von vielen Menschen wohl nur als Ärgernis. Studierende der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam haben sich nun mit dem Phänomen der öffentlichen Zeichensetzung wissenschaftlich auseinandergesetzt. Entstanden ist die Ausstellung „Stadt und Zeichen“, die derzeit im Stadthaus zu sehen ist. Sie zeigt: Ein zweiter Blick auf urbane Zeichen lohnt sich. Am gestrigen Donnerstag begrüßten die Studierenden in Anwesenheit von Birgit-Katharine Seemann, Fachbereichsleiterin für Kultur und Museum und der Uni-Professorin Eva Kimminich Schüler der zehnten Klassenstufe der Goethe-Gesamtschule, um sie durch die Ausstellung zu führen.
Klebekunst, Guerilla-Gardening, Straßentheater – anhand von Installationen, Fotos und Texttafeln erläuterten die Studierenden die enorme Bandbreite urbaner Zeichen und deren Hintergrund. „Ist Graffiti mehr als ein bisschen Farbe an der Wand?“, fragte Student Christian Schäfer. Die mitunter sehr kreativ und künstlerisch gestalteten Wandbilder seien häufig Ausdruck einer politischen Haltung und verkörperten die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen, erklärte er den Schülern.
Sophie Jäger stellte das Guerilla-Stricken vor, eine „relativ junge Form, sich der Stadt anzunehmen“, so die Studentin. Das Ziel sei es, ein bisschen mehr Farbe und Wärme in den öffentlichen Raum zu bringen. U-Bahn-Wagons, Straßengeländer und Bäume wurden so schon mit buntem Wollgestrick verschönert. „Wenn ihr schon mal einen Schal gestrickt habt, könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie viel Zeit die Leute hier investiert haben“, so Sophie Jäger. Schülerin Josefine zeigte sich von dieser Form der Zeichensetzung besonders beeindruckt: „Das kannte ich noch nicht“, so die 16-Jährige.
Der Kontakt zwischen Uni und Schule sei über die Potsdamer Initiativgruppe „proWissen“ entstanden, erläutert Schulleiterin Astrid Thorak. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Kommunikation zwischen Wissenschaftsinstitutionen und Schulen in Potsdam zu fördern. Im Kunstunterricht hatten sich die Schüler bereits ausführlich mit dem Thema der Ausstellung beschäftigt und erhielten nun Gelegenheit, mit Studierenden ins Gespräch zu kommen. „Für die Schüler ist das eine Aufwertung des Unterrichts“, meint Referendarin Nora Fuhrmann. Auch für die Studierenden ist der Kontakt zu den Schülern bereichernd: „Man kann sehen, wie das, was man produziert hat, ankommt“, so Christian Schäfer.
Zum Abschluss der Führung durften sich die Schüler die Hände dreckig machen: Aus Erde, Tonkügelchen, Wasser und Samen bauten sie unter Anleitung der Studentin Ariana Neves sogenannte Samenbomben. Guerilla-Gärtner werfen die kleinen getrockneten Erdkugeln auf Brachflächen, auf denen dann nach dem nächsten Regen Blumen und Gemüse sprießen. Was sie mit den Samenbomben anfangen wollen, wussten die Schüler auch schon: „Die werden wir auf dem Schulhof ausprobieren.“ Heike Kampe
Heike Kampe
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