Landeshauptstadt: Sampels und Loops am Espengrund Paul van Dyk und Radio Fritz zu Gast in Schule
Von Jörg Isenhardt Hattest, Du nie “ne Technophase? – Das hatte doch jeder mal.
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Von Jörg Isenhardt Hattest, Du nie “ne Technophase? – Das hatte doch jeder mal.“ Jule Zimmermann ist perplex, für sie ist Techno eine natürliche Station in jedermanns Musikentwicklung. Bei Justus Beyer aber ist das anders, er hat bisher eine klassische Musikerziehung genossen und „kann mit Techno eigentlich nicht viel anfangen“ wie er selber sagt. 25 Schüler der 11. und 13. Klassen am Espengrund Gymnasium hatten beim Radiosender Fritz eine „Musikstunde der besonderen Art“ gewonnen und deshalb am Donnerstag die Gelegenheit, sich ein konkretes Bild über elektronische Musik zu machen. Keiner von ihnen hat vorher schon mal für andere Leute Platten aufgelegt, geschweige denn, dass sich jemand vorab als Technofan geoutet hätte. Doch das schreckte den hauptberuflichen Techno-DJ und „Hobbyradiomoderatoren“ Paul van Dyk nicht. Er war mit einem Radio-Fritz-Team angereist und hatte gleich einen riesigen Haufen Equipment mitgebracht: Turntables, DJ-Pulte, pitchbare CD-Player und ein Laptop mit entsprechender Musiksoftware standen zum ausprobieren bereit. Der Unterricht begann aber zunächst wie eine ganz normale Schulstunde, mit einem Vortrag van Dyk´s über die Historie des Techno von den Anfängen mit Kraftwerk, bis hin zu den modernen Underground Club-Stilen. „Techno ist die einzige globale Musik, weil sie ohne Lyrics auskommt und über die Gefühlsschiene nahezu überall funktioniert.“ stellte der Musiker fest und erntete damit zunächst nur ungläubige Blicke. Aber spätestens als die Turntables freigegeben waren und jeder mal den Kopfhörer aufsetzen durfte, um dem Vinyl das richtige Tempo zu geben, wurde die Sache auch für die größten Zweifler spannend. „Ich werde mich zwar jetzt nicht mehr als früher dafür interessieren, aber ich werde weniger schlecht darüber denken.“ war sich Justus Beyer nach seiner Session am Plattenteller sicher. „Ansonsten bin ich dafür aber sehr unbegabt“ gab Justus, der eigentlich ein klassisches Instrument spielt, zu. „DJ-en ist eben ein richtiges Handwerk“ sagte Carsten Sachs, der als Vertreter der Berliner „Modern Music School“ mit dabei war, um den Jugendlichen die Techniken der Turntablebeherrschung näher zu bringen. Musiklehrer Detlef Grabow fand einfach die Idee gut: „Die sind natürlich Profis“ stellte er mit Blick auf Paul van Dyk und sein virtuoses Fingerspiel auf den Reglern fest, „aber wichtig ist doch: Es bereichert unser Schulleben, weil die Schüler hier eben auch selber mal ran dürfen.“
Jörg Isenhardt
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