PNN-INTERVIEW: Sandstein aus dem „schönen sächsischen Land“
Ist Ihnen solch ein umfangreiches Projekt, wie die Fassade des Potsdamer Schlosses jemals untergekommen?Solch neue Fassaden mit historischem Ambiente baut man nur einmal im Leben.
Stand:
Ist Ihnen solch ein umfangreiches Projekt, wie die Fassade des Potsdamer Schlosses jemals untergekommen?
Solch neue Fassaden mit historischem Ambiente baut man nur einmal im Leben. Das Besondere hier in Potsdam ist das Zusammenspiel vieler Materialien: Naturstein, der ganz bestimmten Eigenschaften hat, mit dem Mauerwerk und der Dämmung. Hier müssen wir nämlich im Gegensatz zu früher die Energiesparverordnungen einhalten.
Was ist daran so kompliziert?
Jede Schale der Fassade hat andere Eigenschaften, dehnt sich anders aus. Die Dehnungen müssen aufgefangen werden, damit später der Putz nicht reißt und der Naturstein nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.
Wo kommt der Sandstein her?
Aus dem schönen sächsischen Land, aus dem Elbsandsteingebirge. Dort sind verschiedene Brüche für den Postaer, Reinhardtsdorfer und Cottaer Sandstein. Der wird in Blöcken maschinell herausgebrochen. In den sächsischen Sandsteinwerken Pirna werden die Blöcke vorgesägt. Die Oberflächen werden von Steinmetzen und Bildhauern bearbeitet, den Oberflächen entsprechend, die wir aus vorhandenen Spolien, historischen Fundstücken, erkennen, so wie es früher war, fein geriffelt.
Wie viele historische Steine des alten Stadtschlosses gibt es denn noch?
Bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sind es 977, um genau zu sein. 300 sind begutachtet und für den Wiedereinbau empfohlen worden. Die 300 Spolien werden in Pirna näher untersucht, restauriert und konserviert. Sie sollen vorwiegend in der Nordfassade zum Einsatz kommen. Die übrigen 600 sind im Erhalt so schlecht, dass es keinen Sinn macht, sie wieder zu verwenden.
Sie wissen auch genau, wo die einzelnen Steinen einst platziert waren?
Es gibt eine Replatzierungsplanung, die wurde auf Grundlage verschiedener Dissertationen, in Abstimmung mit der Schlösserstiftung und der Denkmalschutzbehörde Potsdam erarbeitet. Die Spolien wurde auch vom Architekturbüro Peter Kulka verortet und freigegeben. Zu 90 bis 95 Prozent kommen sie an ihren alten Platz.
Wie unterscheiden sich die alten Sandsteine in der Farbe?
Die historischen Fundstücke werden noch gereinigt, aber nur mit einer Wurzelbürste, da kommt keine Chemie ran. Die sind ein paar hundert Jahre alt und haben natürlich Alterspatina angesetzt. Das hat architektonisch einen besonderen Reiz.
Klaus Boehlitz
ist für die BAM Deutschland AG in Potsdam als Projektleiter zuständig für die komplette Fassade des Landtagsneubaus
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