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Serie: Neues von der Alten Fahrt: Sandsteinkuben hinter dem Alten Rathaus

Die Potsdamer Complan Kommunalberatung GmbH bebaut eines der kleineren Grundstücke am Havelufer. Das Ziel: Wohnungen im Grünen – aber autofrei.

Von Peer Straube

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Innenstadt - Der Anfang der neuen, alten Potsdamer Mitte ist modern. Kubistische Architektur, ein Würfel mit großen, teils vorspringenden Panoramafenstern zum Wasser hin, das Vorderhaus mit glatter Fassade, die Fenster unregelmäßig angeordnet. Kein Zweifel, mit der künftigen Bebauung des Grundstücks Brauerstraße 3 wagt sich die Complan Kommunalberatung GmbH architektonisch am weitesten aus der historischen Deckung.

Während ein paar Schritte weiter in Richtung Stadtschloss die alten Prachtfassaden der Paläste Barberini, Chiericati und Pompei wiedererstehen, gibt man sich in der Brauerstraße eher bescheiden. Drei Grundstücke nur ist die Straße lang, die am Palast Barberini beginnen und auf der Höhe des Veranstaltungssaals des Alten Rathauses enden soll. Die Brauerstraße 3 ist das letzte der drei. Die Complan als Bauherr hatte sich im Bieterwettstreit um die insgesamt sieben Grundstücke an der Alten Fahrt nicht zuletzt wegen ihres modernen Entwurfs durchgesetzt, der von der Berliner Architektin Johanne Nalbach stammt.

Doch dürfte noch etwas ausschlaggebend gewesen sein: Denn Complan verwirklicht wohl am ehesten, wozu Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) noch vor Wettbewerbsbeginn aufgerufen hatte: „Potsdamer, baut eure Stadt!“ Das Projekt ist als Bauherrengemeinschaft konzipiert. „Wir wollen zeigen, dass Potsdamer, die für sich selbst Eigentumswohnungen bauen, in der Mitte auch einen Platz haben“, sagt Complan-Geschäftsführer Hathumar Drost.

Die eigens dafür gegründete Baugruppe Brauerstraße 3 GbR will zwei Gebäude auf dem Grundstück unterbringen: ein fünfgeschossiges Vorderhaus mit Gewerbeanteil und Wohnungen sowie auf der dem Wasser zugewandten Seite ein Gartenhaus mit 230 Quadratmetern Wohnfläche, Terrasse und Garten. Die Fassade des Vorderhauses soll mit Sandstein verkleidet werden – die einzige Reminiszenz an die Historie.

Wer sich in Potsdams alter Mitte niederlassen will, darf indes nicht ganz mittellos sein. Die Wohnungen, deren Größe von 70 bis 196 Quadratmeter reicht, kosten zwischen 3228 und 4372 Euro pro Quadratmeter – wobei die Spitzenpreise für das Gartenhaus und die Dachgeschosswohnung im Vorderhaus fällig werden. Bei einer Gesamtinvestition von 2,6 Millionen Euro zahlen die Bauherren dabei bereits nur den Selbstkostenpreis, erklärt Drost. Allerdings bekämen die Bauherren auch eine Förderung durch die KfW-Bank für energieeffizientes Bauen. Die Grundrisse können individuell gestaltet werden. Drei Wohnungen im Vorderhaus sind bereits verkauft – an Potsdamer, die in der Stadt leben wollen und trotzdem im Grünen: Schließlich hat man einen unverbaubaren Blick auf die Havel und auf die Freundschaftsinsel.

Für das Gartenhaus und zwei der Wohnungen im Vorderhaus werden noch Käufer gesucht. Interessenten gebe es aber bereits, sagt Drost. Letzteres gilt auch für die 60 Quadratmeter große Gewerbefläche im Erdgeschoss, die Complan aber behalten und lediglich vermieten will: Ein Café oder eine kleine Kunstgalerie sind derzeit im Gespräch. Obwohl die Tiefgarage des Palastes Barberini nur wenige Meter vom künftigen Haus Brauerstraße 3 entfernt entsteht, will die Bauherrengemeinschaft dort keine Stellplätze anmieten. „Wir haben uns ganz bewusst für ein autofreies Wohnen entschieden“, erklärt Drost. „Wer etwas anderes will, ist nicht unser Klientel.“

Den Bauantrag hat Drost bereits Mitte Dezember gestellt – theoretisch könnte er also bereits im Frühjahr loslegen. Allerdings ist er nicht Herr der Lage. Bevor die Tiefgarage unter dem Palast Barberini nicht gebaut ist, wird die Baugemeinschaft nicht anfangen. „Dann hätten wir ja sofort überall Schäden“, sagt Drost. Realistisch betrachtet kommt für die Brauerstraße 3 daher ein Baubeginn wohl erst 2014 in Betracht.

Wegen des begrenzten Platzes an der Alten Fahrt ist die Baulogistik ohnehin kompliziert – für alle Bauherren. Mit dem Bauherrn des Nachbargrundstücks in der Brauerstraße 2, dem Berliner Investor Abris Lelbach, hat Drost bereits Absprachen getroffen, damit die Häuser in der Brauerstraße möglichst gleichzeitig errichtet werden. Sinnvoll sei etwa eine gemeinsame Ausschreibung der Bauleistungen, sagt Drost, der noch aus einem anderen Grund von Lelbach abhängig ist: Der Berliner baut auch das Herzstück des gesamten Ensembles, den Palast Barberini, wieder auf – Tiefgarage inklusive.

Angesichts der Unwägbarkeiten blickt Drost heute mit gemischten Gefühlen auf das erste Bieterverfahren für den Wiederaufbau der Potsdamer Mitte zurück. Das Prozedere sei sehr aufwendig gewesen. Jetzt, wo alle Planungen fertig sind, wird der Zeitpunkt des Baubeginns zur Hängepartie – was wiederum Probleme schafft, weil potenzielle Interessenten Klarheit haben wollen, bevor sie eine Unterschrift leisten. „Vergnügungssteuerpflichtig ist das nicht“, sagt Drost. Von Resignation ist er jedoch weit entfernt. „Ich bin sicher, dass die Potsdamer Mitte gut wird.“

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