
© Jan Kuppert
Von Michael Meyer: Sanfter Wechsel an den Main
Leni Larsen Kaurin geht von Turbine Potsdam zum Liga-Konkurrenten FFC Frankfurt – mit dem erklärten Einverständnis des Deutschen Meisters
Stand:
Leni Larsen Kaurin wechselt mit sofortiger Wirkung vom Deutschen Frauenfußball-Meister und Bundesliga-Spitzenreiter Turbine Potsdam zum FFC Frankfurt. Die norwegische Nationalspielerin unterschrieb beim momentanen Erstliga-Tabellendritten am Montag einen Vertrag bis zum 30. Juni 2011; gestern wurde ihr Schritt von beiden Klubs publik gemacht.
Es ist nicht der erste Wechsel einer Potsdamer Stürmerin zum Erzrivalen Frankfurt – und dennoch ein besonderer, da die Begleitmusik dazu neu ist. Als 2006 Petra Wimbersky und im Jahr darauf Conny Pohlers von der Havel an den Main zogen, gab es deswegen böses Blut zwischen den Vereinen. Auch die Wechsel von Karolin Thomas 2006 sowie von Ariane Hingst und Nadine Angerer – über den Umweg Djurgården IF – 2009 nach Frankfurt fanden in Potsdam wenig Beifall. Jetzt aber sagt Turbines Cheftrainer Bernd Schröder: „Dies ist erstmals ein Wechsel in Ehren, der in beiderseitigem Einklang der Vereine vonstatten ging.“ Er habe Verständnis für Kaurins Schritt, so der Coach. „Leni verlässt uns nicht in Unehren und wir bedanken uns bei ihr für ihren Einsatz für unseren Verein.“ Die 28-Jährige, die seit November 2007 für Potsdam kickte, stand bei Turbine eigentlich noch bis Juni 2011 unter Vertrag. „Wir hätten sie weiter behalten, wollen ihr hinsichtlich der WM im nächsten Jahr aber keine Steine in den Weg legen“, erklärt Schröder.
Kaurin sieht nach insgesamt 41 Spielen und fünf Bundesliga-Toren für Turbine keine sportliche Perspektive mehr in Potsdam. In der laufenden Meisterschaftssaison stand sie nur daheim gegen Tennis Borussia Berlin in der Startelf, wurde sie ansonsten siebenmal jeweils in der Schlussphase eingewechselt, traf sie einmal beim 3:3 bei Bayern München. Das ist zu wenig für einen Stammplatz in Norwegens Nationalmannschaft, für die Kaurin bislang in 56 Partien fünf Tore erzielte und in der sie bei der Weltmeisterschafts-Endrunde 2011 in Deutschland eine wichtige Rolle spielen will. „Um das zu erreichen, muss ich regelmäßig Spielpraxis sammeln. Das war in Potsdam zuletzt nicht mehr der Fall“, meint der Blondschopf. „Daher habe ich mich schweren Herzens dazu entschlossen, den Verein zu verlassen, um meine sportliche Perspektive zu verbessern.“ Dies falle ihr sehr schwer. „Ich habe hier viele Freunde gefunden, die Mannschaft ist etwas ganz besonderes, denn wir haben nicht nur viel Zeit beim Fußball miteinander verbracht, sondern auch privat. Aus diesem Grund wird Potsdam immer einen besonderen Platz in meinem Herzen behalten“, lässt Kaurin verlauten.
Da die deutsche Bundesliga eine sehr starke Liga sei, in der auf hohem Niveau gespielt werde, wolle sie innerhalb Deutschlands bleiben, erklärt Kaurin. Die Norwegerin, die ebenfalls mit einem Wechsel zum VfL Wolfsburg – der im Januar ihre norwegische Nationalmannschafts- Sturmkollegin Melissa Wiik verpflichtete – geliebäugelt und auch ein Angebot des FCR Duisburgs vorliegen hatte, soll am Main die im Januar in ihre Heimat Spanien zurückgekehrte Stürmerin Laura del Rio ersetzen. Frankfurts Trainer Sven Kahlert freut sich über den Neuzugang aus Potsdam. Kaurin sei „eine erfolgsorientierte Persönlichkeit auf dem Rasen, die mit ihren spielerischen Qualitäten und ihrer internationalen Erfahrung bestens in unser Team passt.“
Bei Turbine Potsdam bricht durch Kaurins Weggang keine Unruhe aus – dazu sieht sich der Ligaprimus personell zu gut aufgestellt. „Wir sind in unserer Offensive gegenwärtig sehr gut besetzt und wollen weiter unser System fortsetzen, kontinuierlich junge Spielerinnen einzubauen“, sagt Bernd Schröder, der im Saisonverlauf meist sein Trio Anja Mittag (13 Tore), Fatmire Bajramaj (11) und Jessica Wich (6) stürmen ließ. Mit dem Weggang der bislang zweitältesten Potsdamer Spielerin nach Torfrau Lena Hohlfeld (29) „wird unsere Mannschaft jetzt noch jünger“, so der Coach. „Tabea Kemme steht für unseren Angriff zur Verfügung, auch Isabel Kerschowski wird nach ihrer Knieoperation bald in die Mannschaft zurückkehren können. Und mit Yuki Nagasato haben wir jetzt eine weitere schnelle und flexibel einsetzbare Spielerin dazu bekommen.“ Spielberechtigung und Spielerpass der japanischen Nationalmannschafts-Stürmerin lägen mittlerweile bei Turbine vor.
Für Leni Larsen Kaurin findet Schröder zum Abschied weitere warme Worte. „Sie hat hier immer sehr gut trainiert und konzentriert gespielt“, sagt er. „Frankfurt bekommt eine gut ausgebildete Spielerin, die topfit ist.“ So sanft ging es zuvor bei noch keinem Spielerinnen-Wechsel von Potsdam nach Frankfurt zu.
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