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So wird es noch Jahre aussehen: Wann es mit der Sanierung der Humboldtbrücke weitergeht, kann auch die Bauverwaltung nicht sagen. Über Art und Umfang weiterer Baumaßnahmen wird mit dem Land verhandelt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Sanierung der Humboldtbrücke auf Eis

Klipp: „Unklar, wann und in welchem Umfang weitergebaut wird“ / Sperrung droht derzeit nicht

Von Peer Straube

Stand:

Die Sanierung der Humboldtbrücke wird vorerst nicht weitergehen. „Es ist derzeit unklar, wann und in welchem Umfang weitergebaut wird“, sagte der neue Bauderzernent Matthias Klipp (Bündnis ’90/Grüne) gestern vor Journalisten. Als Grund nannte er die schwierige Finanzierung des maroden Bauwerks.

Klipp bestätigte damit einen PNN-Bericht von gestern. Der Bauoberleiter der Brücke, Jörg Titel, hatte gegenüber dieser Zeitung erklärt, ab Oktober, wenn die Arbeiten am ersten Bauabschnitt abgeschlossen seien, drohe ein Baustopp. Klipp wies diese Darstellung zwar zurück, behalf sich dabei jedoch mit einem Kunstgriff. Der zweite Bauabschnitt, der formal auch die Sanierung der zweiten Brückenhälfte umfasst, werde im kommenden Jahr beginnen. Nur eben nicht an der Brücke, sondern 2010/2011 mit dem Neubau der Tramgleise zwischen Rudolf-Breitscheid- und Daimlerstraße.

Weder Klipp noch Verkehrsflächen-Chef Norbert Praetzel mochten sich auf einen Zeitpunkt für den voraussichtlichen Weiterbau an der Brücke festlegen. Mit dem Land werde derzeit über eine Nachförderung verhandelt, sagte Klipp. Diese sei notwendig, um die Mehrkosten für den ersten Bauabschnitt abzufangen, die, wie berichtet, von ursprünglich 47,5 Millionen Euro auf 55,4 Millionen Euro gestiegen waren. Allerdings hatte das Land eine solche Nachförderung bereits zu Jahresbeginn abgelehnt. „Niemand kann ein Interesse daran haben, dass die Humboldtbrücke nicht fertig wird“, sagte Klipp und entwarf ein Szenario für den schlimmsten denkbaren Fall – nämlich, wenn das Land kein Geld gibt, und die Stadt die Mittel wegen der Haushaltslage nicht selbst aufbringen kann: „Die Brücke wird mittelfristig gesperrt, stadtauswärts und stadteinwärts steht jeweils nur noch eine Fahrspur zur Verfügung.“

Ohnehin ist der Zustand der stadteinwärtigen, unsanierten Hälfte der Humboldtbrücke dramatischer, als selbst Oberbauleiter Titel vermutete. Bei einer Sonderprüfung im Frühjahr habe sie die Note 3,8 bekommen, sagte Praetzel. Schlechter geht es laut DIN 1076 nicht mehr: 3,5 bis 4,0 bedeuten „ungenügend“. Die Brücke sei nicht einsturzgefährdet, sagte Praetzel. Experten führten inzwischen monatliche Sichtprüfungen durch. Man werde im Zweifel sofort reagieren können, so Praetzel, eine Sperrung sei nicht notwendig. Geprüft werde aber, ob an den Enden der Brücke das Tempo von 50 auf 30 Stundenkilometer reduziert werden müsse.

Dass die Note mit 3,8 noch einmal schlechter ausgefallen ist als bei der letzten Hauptuntersuchung im Jahr 2008, liegt Praetzel zufolge am gesteigerten Verkehrsaufkommen. Während der Sanierung der stadtauswärtigen Brückenhälfte seien täglich zwischen 55 000 und 64 000 Fahrzeuge über den unsanierten Abschnitt gefahren.

20,6 Millionen Euro soll die zweite Brückenhälfte kosten, deren Sanierung sich womöglich sogar noch über das Jahr 2016 hinauszieht – als „Worst-Case-Szenario“, wie Klipp betonte. Vielleicht müsse man die Gelder so strecken, dass „drei, vier, fünf, sechs oder sieben Bauabschnitte“ nötig seien. Sparen könne man auch beim „Verzicht auf ein schönes Geländer oder schöne Lampen“ und sich stattdessen auf „die wichtigsten statischen Sachen konzentrieren“, so Klipp.

Warum der erste Abschnitt so teuer wurde, sollen die Stadtverordneten aus dem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes erfahren. Den „Hauptposten“ nannte Klipp bereits: Die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) habe mehr Leitungen als geplant umverlegen müssen. Dafür hafte dann aber der Verursacher der Baumaßnahme – die Stadt.

Der Prüfbericht wurde gestern entgegen der ursprünglichen Ankündigung nicht in der Stadtverordnetenversammlung behandelt. Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) sagte den PNN auf Anfrage, das Rechnungsprüfungsamt habe noch weiteren Untersuchungsbedarf angemeldet. Peer Straube

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