Landeshauptstadt: Sanierung des Ungerbaus ins Stocken geraten
Eigentümer der Charlottenstraße 114 steckt in Finanzschwierigkeiten / „In wenigen Wochen geht der Bau weiter“
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Eigentümer der Charlottenstraße 114 steckt in Finanzschwierigkeiten / „In wenigen Wochen geht der Bau weiter“ Innenstadt - An dem von Georg Christian Unger 1777 für den Posamentierer Franz Dreiloff errichteten barocken Wohnhaus Charlottenstraße 114 ruhen die Bauarbeiten. Mit dem abgedeckten Dach, auf dem Planen den Dachstuhl schützen sollen, bietet es keinen besseren Anblick als in dem vorausgegangenen Jahrzehnt Leerstand. Nach vergeblichen Versuchen des Vorbesitzers, das dem Verfall preisgegebene Gebäude zu sanieren und zu restaurieren, steckt nun der neue Eigentümer ebenfalls in Finanzierungsschwierigkeiten. Das räumt sein Potsdamer Beauftragter, Herman Dickmann, unumwunden ein. In Aussicht gestellte Fördermittel seien nicht geflossen, zuvor gebe auch die Bank kein Geld. Laut Dickmann arbeite man jedoch an einem neuen Finanzierungskonzept. „In wenigen Wochen geht der Bau weiter“, kündigt er optimistisch an. Dann würden auch noch ausstehende Forderungen begleichen. Diese Nachricht hört der Potsdamer Architekt Udo Müller gern, der auf sein Honorar wartet. Er hatte die Planungen für die Wiederherstellung des Baudenkmals ausgeführt. Sie sehen im Erdgeschoss wie in der ersten Etage je zwei Wohnungen ab 66 Quadratmeter vor. Im Dachgeschoss wird eine 110 Quadratmeter umfassende Atelierwohnung ausgebaut. Sie erhält an der Hinterfront eine große Dachgaube. Um den Mietern zeitgemäßen Komfort zu bieten, nutzt der Architekt die später angebauten Seitenflügel zum Hof. Hier werden die Bäder eingerichtet und von den Wohnräumen aus zu erreichende Terrassen geschaffen. Im Hintergebäude entsteht eine weitere Wohnung. Der zubetonierte, recht enge Hof wird mit historischem Pflaster neu gestaltet und begrünt. Ziel des Bauherren ist es, die Appartements zu erschwinglichen Preisen als Eigentumswohnungen zu verkaufen. Die Fassade zur Charlottenstraße wird originalgerecht erneuert. Dazu gehören die barocke Fensterteilung, die Balustrade, die Bänderung der Fassade, Muscheldekorationen mit Blattgirlanden und die Dachgauben. Glücklicherweise hat sich der Dachstuhl des Ungerbaus erhalten. Dagegen wurde der Fassadenputz Ende der 20er Jahre komplett abgeklopft und erneuert. In Zusammenarbeit mit der Stadtdenkmalpflege wurde deshalb ein Farbkonzept erarbeitet. Auch im Inneren bleibt die ursprüngliche Raumstruktur bewahrt. Erhalten wird manches liebenswerte Detail, so im Obergeschoss ein dunkel getäfelter erhöhter Essplatz und zahlreiche in Türrahmen und Wände eingefügte Schränkchen, in denen ein hier tätiger Notar wohl seine Akten aufbewahrte. Im Erdgeschoss befand sich zu DDR-Zeiten als Fleischerei und ein so genannter „Russenladen“. Mit dem hochwertigen Baudenkmal rettet Udo Müller übrigens das Werk eines Landsmanns, denn wie Georg Christian Unger kommt der junge Architekt aus der Gegend um Bayreuth. Er hatte 1996 gemeinsam mit seiner Frau, der Architektin Andrea Wagner, ein Büro in Potsdam eröffnet. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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