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Landeshauptstadt: Sanierungs-Start im Park der Villa Jacobs

Wild aufgewachsene Bäume wurden gefällt / Gebäude soll bis 2009 wieder aufgebaut sein

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Nauener Vorstadt - An der Bertinistraße fiel am Wochenende der Startschuss zur Rekultivierung des Parks der Villa Jacobs. Männer des Kleinmachnower Garten- und Landschaftsbaubetriebs Baur fällten wild aufgewachsene Bäume und rodeten Strauchwerk

Die Maßnahmen seien mit den Potsdamer Denkmalschutz- und Naturschutzbehörden abgestimmt, erklärte das baubegleitenden Ingenieur- und Sachverständigenbüro Ahner/Brehm aus Königs Wusterhausen. Begonnen haben die Arbeiten auf einer ehemaligen Obstwiese, die wieder als solche bepflanzt werden soll. Die Lauben der aufgekündigten Kleinggartensparte Am Jungfernsee werden demnächst abgerissen. Am Hang zum Uferweg sollen demnächst ebenfalls alte Bäume fallen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Grundstückseigentümer und Bauherr Stefan Ludes hat angekündigt, den 45 000 Quadratmeter großen Park originalgerecht wiederherstellen zu lassen. Dafür bildet eine Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1879 die Grundlage. Für den Park hatte Lenné in den 1830er Jahren Entwürfe geliefert, die durch Hofgärtner Hermann Sello umgesetzt wurden.

Neu erstehen sollen der nach dem Vorbild englischer Landschaftgärten gestaltete Teil mit der Zufahrtsallee, der große Obstgarten und die früher mit Wein bepflanzte Terrassierung. Sie folgt den Rändern der ehemaligen Lehmgrube, die hier seit dem 17. Jahrhundert bestand. Inzwischen sind sämtliche 1000 Bäume in einem Kataster erfasst. Ein Parkpflegewerk wurde erarbeitet. Stefan Ludes respektiert den öffentlichen Uferweg - an dieser Forderung waren zuvor Verkaufsverhandlungen mit dem Springer-Vorstandsvorsitzenden Matthias Döpfner gescheitert.

Während die Erneuerung des Parks eine Reihe von Jahren in Anspruch nehmen wird, will der Berliner Architekt die durch Ludwig Persius errichtete Turmvilla bereits bis 2009 annähernd originalgerecht wieder aufbauen.

Dies betrifft die äußere Gestalt mit dem weithin sichtbaren Turm ebenso wie die Raumstruktur im Inneren. Bei den bauvorbereitenden Untersuchungen sind die solide gemauerten Kellergewölbe noch in teils gutem Zustand vorgefunden worden. Sie können deshalb erhalten und saniert werden.

Der Bauherr will Gebäude und Grundstück privat nutzen und dort auch ein Büro einrichten. Zu besonderen Anlässen wird er das Gelände dem Publikum öffnen. Die Villa ist nach dem Zuckerfabrikanten Ludwig (von) Jacobs benannt, für den sie 1836 erbaut worden war. Er hatte das Grundstück zwei Jahre zuvor von der italienischen Gastwirtsfamilie Bertini erworben, die hier ein weithin bekanntes Caféhaus betrieb. 1886 wurde die Villa an Prinz Alexander von Preußen vermietet, 1896 von Kaiser Wilhelm II. angekauft. Nach 1945 richteten die sowjetischen Besatzungstruppen hier einen Kindergarten ein. Ab den 70er Jahren wurde die Villa dem Verfall überlassen, 1979 der Denkmalschutz aufgehoben. Die Ruine wurde nach einem Brand 1981 abgerissen. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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