Landeshauptstadt: Sansibars Sonne über Potsdam Neue Kontakte gesucht
15 Jahre Begegnungen
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Immo Heide ist einer der wenigen Potsdamer, die schon einige Wochen auf Sansibar verweilen und dort im Rahmen des Projektes „Gekreuzte Geschichte“ Themen wie Kolonialisierung oder Evolution der Menschheit diskutieren konnten. Heide ist Biologielehrer an der Oberlinschule und fand den Kontakt mit Schülern und Lehrern auf Sansibar „total spannend“. Ansonsten kamen die Teilnehmer der vom Berlin-Brandenburger Verein für Ausländerfragen RAA organisierten Jubiläumsfeier „15 Jahre Begegnungen mit Sansibar“ aus den unterschiedlichsten Teilen der beiden Länder, jedoch nicht aus Potsdam. Gefeiert wurde trotzdem am Sonnabend in Potsdam, genauer gesagt im Kulturhaus Babelsberg mit typisch tansanischem Essen. Es gab Hühnchen in Kokosmilch auf Reis.
„Von Potsdamer Schulen könnten wir noch Unterstützung gebrauchen“, meint Birgit Mitawi, die beim RAA Bereichsleiterin für Globales Lernen ist und die ebenfalls von Anfang an das Projekt Sansibar betreut. Bei Birgit Mitawi spielt dabei sicher auch privates Engagement eine Rolle, denn sie ist mit einem Tansanier verheiratet. „Geld muss bei den Kontakten von Schule zu Schule gar nicht die große Rolle spielen“, meint sie, „denn wir sind vor allem am gegenseitigem Kennenlernen und am Gedankenaustausch interessiert und der kann schon übers Internet beginnen.“ Sansibar habe sich im letzten Jahrzehnt speziell in den Städten rasant entwickelt.
Gegenseitige Visiten sind aber doch viel spannender. Davon berichteten die Berliner Sascha Krüger (21) und Anne Rehner (25), die in diesem Sommer in der sambischen Stadt Chukwani am Aufbau eines Frauengesundheitszentrums mitgeholfen haben. Das Kochen auf offenem Feuer und das Baospielen hat sie zum Beispiel fasziniert. Die zehn wichtigen Punkte für Lebensqualität seien so unterschiedlich aber nicht gewesen.
Auch Biologielehrer Heide hat 2004 bei seinem Sansibar-Aufenthalt interessante Erfahrungen gemacht. In einer Klasse gebe es 60 bis 100 Schüler, die oft mit sehr wenig Unterrichtsmaterial auskommen müssten und so etwas wie Abbildungen kaum kennen würden. Trotzdem sei die Wissbegier enorm und es herrsche eine sehr gute Disziplin, schwärmt Heide. Er hatte übrigens schon Gegenbesuch, zwei Lehrer aus Sansibar kamen ausgerechnet im kalten Winter 2005 nach Potsdam. Die hätten sie erst einmal eingemummelt, erzählt Heide. Die beiden tansanischen Pädagogen hätten vor allem über die enorme Förderung von Behinderten an der Oberlinschule gestaunt. Zusammen mit den Gästen gab es dann einen Projekttag und das sei der schönste überhaupt gewesen, so Heide. Bald wird in der Oberlinschule neuer Besuch erwartet und zwar im Mai 2008. Dann sollen sechs Schüler und zwei Lehrer kommen.
Der RAA-Verein bereitet derweil die Ausrüstung von Schulen auf Sansibar mit naturwissenschaftlichem Lernmaterial vor. Derzeit werde geprüft, ob ganze Chemie- und Physikkabinette von aufgelösten Schulen übernommen und zu zivilen Preisen verschickt werden könnten. Der RAA hat in den 15 Jahren Sansibar-Begegnungen rund 500 000 Euro staatliche und 50 000 Euro private Projekthilfe einsetzen können. Die Reisekosten für die Entwicklungshelfer kämen grundsätzlich aus anderen Programmen. 500 Euro zahle jeder Teilnehmer selbst, so Mitawi. dif
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