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Landeshauptstadt: Sanssouci digital

Stiftung Schlösser und Gärten baut ein Dokumentations- und Informationszentrum auf

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Stiftung Schlösser und Gärten baut ein Dokumentations- und Informationszentrum auf Sanssouci - An die 50 000 Glasplatten mit Negativen historischer Aufnahmen zählen zu den Schätzen, die in der Fotothek der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten aufbewahrt werden. Sie für kunsthistorische Forschungen, Restaurierungen oder Sanierungsvorhaben heranzuziehen, ist nicht unkompliziert. Die empfindlichen Platten müssen, nachdem sie von der Fotothekleiterin, Edith Temm, herausgesucht worden sind, vom Nutzer mit äußerster Schonung behandelt werden, um Schäden zu vermeiden. Das soll in einigen Jahren viel leichter sein. Die Glasplattennegative werden digitalisiert und in ein Findebuch aufgenommen. Aus diesem Katalog kann der Interessent von Nutzerplätzen aus im Computer das Bild heraussuchen und bestellen. Auch eine Querverbindung zur Kasse, die die zu zahlenden Gebühren verbucht, soll es dann geben. Dies ist noch Zukunftsmusik, aber keine Vision. Unter Leitung von Dr. Jürgen Becher hat in der Stiftung der Aufbau eines Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) begonnen. Es umfasst neben der Fotothek die historischen Bibliotheken mit ihren rund 40 000 Bänden, das Ende 2003 wieder eingerichtete Betriebsarchiv für die jüngere Zeit, das mit 500 laufenden Metern Akten anter anderem Auskunft über Verwaltungsvorgänge, Herkunft oder Ankauf von Kunstgütern, über die Nutzungsgeschichte von Gebäuden und zu Eigentumsfragen gibt, sowie die Abteilung Dokumentation. Hier verwahrt Antje Adler alle Daten über die Bau- und Gartendenkmale, rund 25 000 Fotoabzüge, 11 000 Lichtpausen und auch den Pressespiegel. Von hoher Bedeutung ist die Sicherheitsverfilmung der Bestände der Plankammer. Zu dieser Einrichtung, die Hunderttausende Pläne und Grafiken zur Geschichte der Berlin- Potsdamer Kulturlandschaft im Bestand hat, will das DIZ ebenso eine elektronischen Vernetzung herbeiführen wie zu der neuen, von Dr. Käthe Klappenbach geleiteten Abteilung Inventarisierung. Am Ende diese Prozesses soll eine zentrale Datenbank stehen, die in kurzer Zeit den Zugriff auf Millionen von Informationen ermöglicht, die heute mühsam von den Kustoden, Kunsthistorikern, Denkmalpflegern, Schlosskastellanen und anderen Fachleuten abgefragt werden müssen. Jürgen Becher sieht für den Aufbau noch etwa fünf Jahre Weg. Gegenwärtig wird geklärt, welche Computersoftware für das so genannte Museumsdokumentations- oder Museumsmanagementsystem am geeignetsten ist. Inwieweit werden auch Touristen und andere interessierte Laien Internetzugrriff auf die Datenbank erhalten? „Darüber diskutieren wir noch“, antwortet Dr. Jürgen Becher. „Auf jeden Fall werden ihnen die Findebücher zur Verfügung stehen, über die sie dann gewünschte Materialien bestellen oder an den Nutzerplätzen unseres Zentrums einsehen können.“ Im nächsten Jahr soll die digitale Katalogisierung der historischen Bibliotheken in Angriff genommen werden. Mit seinen nur sieben Mitarbeitern, die aus anderen Bereichen der Stiftung umgesetzt wurden, nutzt Dr. Becher für die Umsetzung dieses und anderer Vorhaben auch Arbeitsförder- und Projektmöglichkeiten des Bundes. Offen bleibt bisher die Frage, wo das Dokumentations- und Informationszentrum untergebracht werden soll. Bisher sitzt die Leitung mit Dokumentation und Fotothek in räumlicher Enge im Nordtor-Gebäude nahe dem Neuen Palais, das Archiv befindet sich in der Gregor-Mendel-Straße. Dennoch geht Jürgen Becher (44) seine neue Aufgabe optimistisch an. Der promovierte Historiker, der zuvor seit 1999 als persönlicher Referent der Generaldirektoren Prof. Giersberg und Prof. Dorgerloh tätig war, sieht im Aufbau des DIZ eine persönliche Herausforderung. Er weiß, dass die Strukturänderung in der Stiftung mit einer Prioritätensetzung hin zu einer verbesserten Infrastruktur beim Stammpersonal nicht unumstritten ist. „Diese “unsichtbaren“ Investitionen werden sich jedoch auszahlen“, ist Dr. Becher überzeugt. „Wenn das DIZ voll arbeitsfähig ist, können beispielsweise Bau- und Restaurierungsvorhaben weitaus rationeller und kostengünstiger vorbereitet werden.“ Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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