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LEUTE in Potsdam: Sanssouci, ein wundervoller Arbeitsplatz Barbara Spindler ist seit gestern im Ruhestand

LEUTE in Potsdam Die Besucher von Sanssouci standen mehr als 35 Jahre im Mittelpunkt von Barbara Spindlers Mühen – von Berufs wegen, aber auch aus Leidenschaft. 1968 stieg die Lehrerin in die noch junge Abteilung Museumspädagogik/Besucherbetreuung der heutigen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ein.

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LEUTE in Potsdam Die Besucher von Sanssouci standen mehr als 35 Jahre im Mittelpunkt von Barbara Spindlers Mühen – von Berufs wegen, aber auch aus Leidenschaft. 1968 stieg die Lehrerin in die noch junge Abteilung Museumspädagogik/Besucherbetreuung der heutigen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ein. Damals hatte man in Sanssouci dann doch erkannt, dass die Touristen der Orientierung und Führung bedurften, wenn ihnen Geschichte und Kunstschätze der Hohenzollernresidenz erschlossen werden sollten. Für die Betreuung von Gruppen wurde an die Ecke Schopenhauerstraße und Hegelallee der „Touristenpavillon“ gesetzt – eine winzige Baracke, in der sich die Mitarbeiterinnen winters die Füße blau froren und im Sommer unter 40 Grad Hitze stöhnten. Dennoch: Der Pavillon, heute eine Eisbude, war ein Fortschritt. In dieser Zeit begann auch die Schulung der Touristenführer: „Vorher konnte jeder erzählen, was ihm so einfiel.“ Publikationen zu den Schlössern und Parks wurden herausgebracht, aus der Taufe gehoben wurde der Kinder- und Jugendklub, eine Nische für junge Leute, die keinen Bock auf Pioniernachmittage und FDJ-Lehrjahr hatten. Mancher hoch anerkannte Kunsthistoriker oder Restaurator der Stiftung hat in dem Klub seine Wurzeln. Gestern Nachmittag wurde Barbara Spindler in Schloss Lindstedt in den Ruhestand verabschiedet. Da war Gelegenheit, sich all der kleinen, oft der Leitung abgetrotzten Verbesserungen zu erinnern, die sie, 1987 zur Abteilungschefin berufen, auf den Weg gebracht hat, bis nach der Wende die Besucherbetreuung einen ganz anderen, höheren Stellenwert bekam. Am Programm „besucherfreundlicher Maßnahmen“, das u.a. auf verschiedene Interessen zugeschnittene Führungen, ordentliche Kassen, Museumsshops, Einkehrmöglichkeiten, das Besucherzentrum an der Historischen Mühle und Toiletten in die Parks brachte, hat sie führend mitgewirkt. Die von ihr geleitete Arbeitsgruppe für ein Informations- und Orientierungssystem wurde respektvoll-ironisch „Spindlerkommission“ genannt. „Sanssouci war ein wunderbarer Arbeitsplatz“, bilanziert sie. Dennoch scheidet Schindler nicht nur mit einem weinenden, sondern auch mit einem lachenden Auge. Zum einen kann sie sich nun stärker ihren Enkelkindern widmen, kann reisen, all ihre ungelesenen Bücher lesen und ihr Französisch aufpolieren. Zum anderen geht sie in einer Zeit des Umbruchs . Aus ihrem Arbeitsfeld wurde die Abteilung Marketing. Und die Kunstwissenschaftlerin hat zu ihrem Leidwesen schon gemerkt, dass die Vermarktung die Vermittlung von Inhalten in den Hintergrund drängt. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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