Landeshauptstadt: Sanssouci wird verhüllt
Baudenkmale sollen geschützt werden
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Den durch die Einhüllung des Berliner Reichstags bekannten Aktionskünstler Christo hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zwar nicht in ihre Dienste genommen, doch in den Welterbeparks wächst die Zahl so genannter Einhausungen. Sie sollen die Baudenkmäler schützen – eine Augenweide für die Parks stellen sie allerdings nicht dar.
In diesem Jahr kommt der Marstall im Park Babelsberg hinzu. Die Hüllen sollen seinen Verfall stoppen, indem sie das Bauwerk vor weiterer Durchfeuchtung schützen. Im 1839 von Baumeister E. Gebhardt fertig gestellten Gebäude waren Pferde und Kutschen untergebracht, im Obergeschoss wohnte Dienstpersonal. Vergeblich hat die Stiftung bisher einen neuen Interessenten gesucht, der auch die Sanierung übernimmt. Die Summe dafür stieg durch den fortschreitenden Verfall inzwischen auf etwa acht Millionen Euro.
Seit Jahren beeinträchtigt die Einhausung des um 1850 von König Friedrich Wilhelm IV. entworfenen Rosse-Brunnens an der Maulbeerallee den Blick vom Ehrenhof hinüber zum Ruinenberg. Laut Stiftungs-Baudirektor Alfons Schmid ist das Mauerwerk noch nicht trocken genug, dass mit der Sanierung begonnen werden könnte. Er darf auch nicht durch Beheizung der fast vier Meter hohen Kellerräume beschleunigt werden, denn hier leben Fledermäuse, die durch zu hohe Temperaturen ihr Winterquartier verlieren würden. Auf dem Ruinenberg selbst zeigt sich der 16-säulige Rundtempel, den König Friedrich II. ab 1774 errichten ließ, weiterhin in Hüllen. Für seine Restaurierung fehlt bisher das Geld, aber durch die Einhausung geschützt kann er ungefährdet auf bessere Zeiten warten. Das trifft ebenso auf das historische Gärtnerhaus der Thiemann-Villa an der Friedrich-Ebert-Straße zu, das seit fünf Jahren auf diese Weise geschützt ist.
Als erste wird in diesem Jahr die Villa Quandt aus den Hüllen geschält. Ende September soll die ockergelbe Fassade des künftigen Hauses der Literatur wieder einen Glanzpunkt am Pfingstberghang setzen. Bis 2012 müssen die Potsdamer dagegen auf die vollständige Ausrüstung der Kolonnaden am Neuen Palais warten. Hier wird ab diesem Jahr zunächst die Südseite restauriert, dann die Nordseite verhüllt und in Angriff genommen. An den Kolonnaden hat die Stiftung viel mehr Aufwand getrieben als bei anderen, meist aus einem Schutzdach und einem Stahlrohrgerüst mit davor gespannten Plastikfolien bestehenden Einhausungen. Das stählerne Schutzgerüst ist begehbar und ermöglicht Publikumsführungen, die aus der Baustelle eine „Schaustelle“ machen.
Nicht in jedem Fall dienen die Einhüllungen dem Schutz vor der Witterung, Beispiel dafür ist das Marmorpalais. Hier sind die Dächer dicht, und die Folien sind dazu da, den bei den bis 2008 laufenden Reinigungs- und Restaurierungsmaßnahmen am Außenbau entstehenden Staub nicht auf bereits fertig gestellte Fassadenteile übergreifen zu lassen und auch die Besucher vor ihm zu schützen. „Die Praxis der Einhüllungen wird in den nächsten Jahren fortgesetzt“, glaubt Baudirektor Schmidt – schon aus Geldgründen. E.Hoh
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