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Frisch und köstlich. Andreas Kramp ist der Sprecher der Berliner Mosaik-Werkstätten für Behinderte, die den Königlichen Weinberg in Kooperation mit der Schlösserstiftung restaurieren. Er testet den erst kürzlich abgefüllten Rotwein der Sorte Regent. Im Hintergrund ein Stück wiederhergestellter Talutmauer.

© Andreas Klaer

Wein aus Potsdam: Sanssoucis bester Tropfen

Beim Weinfest am Freitag und Samstag startet der Verkauf des 2016er Weins vom Klausberg. Wegen des warmen Spätsommers soll er der beste Jahrgang seit Beginn der Rekultivierung sein.

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Potsdam - Der Riesling schmeckt fruchtig und ist erfrischend kühl. Der Rotwein der Sorte Regent hat einen wohlig-leichten Kirschgeschmack, im Mund bleibt nach dem Trinken eine feine Holznote – erst vor wenigen Tagen kam er aus den Fässern. „Das ist sozusagen der beste Tropfen aus Sanssouci ever“, witzelt Andreas Kramp, Sprecher des Königlichen Weinbergs, mit einem Glas in der Hand.

Auf einer Pressekonferenz zum bevorstehenden Königlichen Weinfest am Wochenende konnten die edlen Tropfen erstmals getestet werden. Die schon traditionelle Veranstaltung, die jedes Jahr zum Verkaufsstart für den neuen Jahrgang stattfindet, erlebt in diesem Jahr bereits ihre sechste Auflage. Dass in diesem Jahr Weine von nie da gewesener Qualität verkauft werden, liegt an der Ernte im vergangenen Jahr: „Durch den Spätsommer mit den vielen Sonnenstunden konnten die Trauben nochmal richtig ausreifen“, erklärt Kramp.

1480 Flaschen vom königlichen Weinberg

Den Weißwein, einen halbtrockenen Wein der Sorte Phoenix, empfehlen die Winzer des Königlichen Weinbergs für Sommerabende auf der Terrasse, am besten mit einem Stück Käse zu genießen. Und der Rotwein der Sorte Regent – wegen des guten Erntejahrs hat er mehr als 90 Grad Oechsle, also unvergorenen Traubenanteil – eigne sich perfekt für Wintertage. 17,69 Euro kostet eine Halbliterflasche – eine Anspielung auf die Gründung des Weinbergs im Jahre 1769. Die Flaschen sind bei Fachhändlern in der Innenstadt, in den Museumsshops der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) sowie online erhältlich.

Insgesamt konnten rund 650 Flaschen Phoenix und 830 Flaschen Regent gefüllt werden – vor sechs Jahren, als erstmals und ausschließlich Weißwein geerntet wurde, waren es noch 120. „Wir konnten den Ertrag mittlerweile um mehr als das Zehnfache steigern“, sagt Kramp nicht ohne Stolz. Wie die Ernte in diesem Jahr wird, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen. Obwohl die Ernteausfälle durch den Frühjahrsfrost nur sehr gering waren, bereitet der Regen noch Sorgen. Abzuwarten sei jedoch die Entwicklung des Spätsommers.

Besondere Gäste für das Weinfest in Potsdam angekündigt

Seit 2011 wird der Weinberg in der Maulbeerallee in Sanssouci rekultiviert. Mitarbeiter der Berliner Mosaik-Werkstätten für Behinderte restaurieren und bewirtschaften die Anlage. Friedrich II. ließ den Weinberg errichten. Das Belvedere auf dem Klausberg diente als Aussichtspunkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und in Zeiten der DDR verfiel das Areal zunehmend.

Am Freitag und Samstag können Besucher den Weinberg, der zurzeit außer zu Festen noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, besuchen und an Führungen teilnehmen. Zwei Weinmajestäten werden begrüßt: Am Freitag ist die Gebietsweinkönigin von Saale-Unstrut, Jenny Meinhardt, zu Gast. Am Samstag bietet die deutsche Weinprinzessin Christina Schneider Seminare zum Thema Riesling an. Darüber hinaus sind Vertreter aus fast allen 13 deutschen Weinanbaugebieten zugegen. Zum ersten Mal reist auch ein Winzer aus dem französischen Pyrenäengebiet an.

Jeder Winzer bringt aus seinem Anbaugebiet einen Rebstock mit

Auf den ebenen Flächen am Fuß des Hangs wurde ein Lehrpfad errichtet, auf dem einmal alle Weinanbaugebiete Deutschlands repräsentiert sein sollen, jetzt sind es bereits zehn. Besonderer Programmpunkt in diesem Jahr ist aber die Besichtigung der ersten fünf Meter historischer Talutmauer. Ein Stück war original erhalten, nach diesem Vorbild wurde sie wieder aufgebaut: Die Mauer ist mit einer gusseisernen Vorrichtung aus vorspringendem Dach und verglasten Fenstern versehen. Im vergangenen Jahr hatte Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) das Fest besucht und dem Geschäftsführer der Mosaik- Werkstätten sowie dem Gartendirektor der SPSG einen Zuwendungsbescheid über die Wiederherstellung einer Musterachse übergeben. Knapp 14.430 Euro steuerte das Landesumweltamt bei.

„Irgendwann sollen alle Pflanzstöcke und 750 Meter Talutmauer wieder bestückt sein“, sagt Kramp. Daran sollen dann auch historische Sorten aus Zeiten der Monarchie – etwa 40 Rebsorten sind erhalten – blühen. Wann es soweit ist, ist noch ungewiss. Bereits für die ersten fünf Meter Mauer betrug die Bauzeit gut ein halbes Jahr. Immerhin: Bereits 3000 Rebstöcke sind bestellt – von vorgesehenen 4500. Nach dem Fest werden es wieder ein paar mehr sein: Jeder Winzer bringt aus seinem Weinanbaugebiet einen Rebstock mit und verewigt sich so in der Landeshauptstadt.

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Das Königliche Weinfest wird am Freitag, dem 7. Juli, von 16 bis 22 Uhr gefeiert. Am Samstag, dem 8. Juli, ist der Weinberg von 13 bis 21 Uhr geöffnet. 

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Anne-Kathrin Fischer

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