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Landeshauptstadt: Saturnblick durch Riesenteleskop

Tag der offenen Tür am 3. März auf dem Telegrafenberg / Zehn Jahre Förderverein Großer Refraktor

Stand:

Teltower Vorstadt – Der wieder hergestellte Große Refraktor auf dem Telegrafenberg öffnet am Sonnabend ab 15 Uhr seine Kuppel. Besucher können das berühmte Fernrohr, eines der größten Linsenteleskope der Welt, nach ihren individuellen Wünschen besichtigen. Wenn der Himmel klar ist, können sie ab 19 Uhr den Abendstern Venus und den Planeten Saturn mit seinen Ringen beobachten. Ab 22 Uhr beginnt zudem eine totale Mondfinsternis, die um 0 Uhr 21 ihren Höhepunkt erreicht. Auch wenn die Planeten und der Mond nicht sichtbar sein sollten, lohnt sich ein Besuch auf dem Telegrafenberg. Der Kuppelraum bleibt auch bei bedecktem Himmel bis Mitternacht zur Besichtigung zugänglich.

Anlass für den Tag der offenen Tür ist das zehnjährige Bestehen des „Fördervereins Großer Refraktor Potsdam“. Der Verein hatte sich im Jahre 1997 auf Initiative von Fachleuten und Interessierten gegründet. „Keiner von uns hat mit dem Gerät wissenschaftlich gearbeitet“, berichtet Ernst-August Gußmann, der seit Bestehen des Fördervereins dessen Vorsitzender ist. Der 74-jährige Astrophysiker erzählt, dass der Refraktor seit seiner Stilllegung im Jahre 1968 und trotz der Erklärung zum schützenswerten Kulturgut im Jahre 1983 „ein dahinsiechender Patient“ war. Nahziel nach der Vereinsgründung war es, das Fernrohr zum hundertjährigen Jubiläum im Jahre 1999 „nicht als Ruine zu präsentieren“, sagt Gußmann. Das Fernziel, das damals einer Utopie glich, bestand jedoch darin, das Fernrohr als funktionierendes technisches Denkmal wieder herzustellen. Mit Hilfe der Denkmalpflege und zahlreichen Geldspenden, darunter eine erhebliche Spende der Pietschker-Neese-Stiftung, wurde die Utopie Wirklichkeit und der Refraktor konnte im vergangenen Jahr nach seiner Restaurierung in Jena wieder eingeweiht werden.

Das Denkmal gehört zum Bestand des Astrophysikalischen Instituts, gewissermaßen die Nachfolgeeinrichtung des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatorium, für das der Refraktor einst gebaut wurde. Zu den bedeutenden wissenschaftlichen Ergebnissen, die mit Hilfe des Großen Refraktors erzielt wurden, gehört die Entdeckung der interstellaren Materie in Form von leuchtenden Gasen zwischen den Sternen durch Johannes Hartmann im Jahre 1904.

Das riesiges Instrument, für das extra ein Kuppelgebäude auf dem Telegrafenberg notwendig war, ist ein Doppelfernrohr von zwölf Metern Länge. Das eine Rohr dient zum Fotografieren von Sternen und zur Aufnahme ihrer Spektren, das andere zum Beobachten. Immerhin hat das „Foto-Objektiv“ einen Durchmesser von 80 Zentimetern und ist damit das viertgrößte Linsenteleskop der Welt. Das Instrument steht unter einer drehbaren Kuppel mit einem lichten Durchmesser von 21 Metern und einem Gewicht von 200 Tonnen. Eine fahrbare Bühne bringt den Betrachter in die richtige Position zum Fernrohr.

Mit Stolz rühmte der damalige Direktor Hermann Carl Vogel den Refraktor bei der Einweihung am 26. August 1899 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. als „ein großartiges Werk der Mechanik und Optik“. Das Refraktorgebäude samt der Kuppel, das der Architekt Paul Emmanuel Spieker entworfen hatte, bezeichnet Vogel als ein „Kunstwerk, das wir mit Recht anstaunen können.“

Zum Tag der offenen Tür stehen Mitglieder des Fördervereins für Erklärungen bereit. Außerdem gibt es Erläuterungen in Form einer Dia-Show und eines Dokumentarfilmes. Günter Schenke

Günter Schenke

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