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Sport: SC Potsdam als gute Basis
Bob-Pilot Manuel Machata startet nun in St. Moritz
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Sein Aufstieg war dornenreich und atemberaubend. Bob-Europameister Manuel Machata vom SC Potsdam, der Mann mit dem spanisch klingenden Namen und der urbayerischen Ruhe und Gelassenheit, wurde binnen weniger Wochen vom Nobody zum Branchenstar der Formel 1 im Eiskanal. Nun will der 26-Jährige, nach dem vierten Saisonsieg Spitzenreiter im Gesamt-Weltcup, an diesem Wochenende beim siebenten und vorletzten Weltcup dieses Winters in St. Moritz seine Führung im großen Schlitten behaupten und bei der Heim-Weltmeisterschaft vom 18. bis 27. Februar auf seiner Heimbahn am Königssee auch Weltmeister werden.
Den Ärger der Vergangenheit schüttelte der frühere Skilangläufer in der Stunde des Sieges ab. „Es ist vorbei. Ich zerbreche mir darüber nicht mehr den Kopf“, sagt der 26 Jahre alte Oberfeldwebel der Sportförderkompanie Berchtesgaden im Rückblick auf die Stolpersteine, die er auf dem Weg zur Weltspitze vorfand: Vor einem Jahr schon schlug der gebürtige Ramsauer in Winterberg, wo er am Sonntag EM-Gold im Vierer gewann, den viermaligen Olympiasieger Andre Lange (Oberhof) im internen Testrennen um eine halbe Sekunde. Doch er durfte nicht ins Weltcup-Team. Erst seitdem sein alter Mentor Christoph Langen als Nachfolger von Raimund Bethge Bundestrainer ist, sind alle Spitzenfahrer mit dem gleichen Material ausgestattet, entscheiden nur die sportlichen Gesichtpunkte und nicht zu stark gewachsene Hierarchien.
Der zweimalige Olympiasieger und siebenmalige Weltmeister Langen erkannte als Leiter der Sportfördergruppe Berchtesgaden schnell das große Talent von Manuel Machata und half ihm über etliche Klippen hinweg. Machata musste auch den Klub wechseln, weil er in der deutschen Erfolgsdisziplin in seiner bayerischen Heimat nicht die notwendige Förderung erhielt. Der WSV Königssee setzte auf Karl Angerer, der bei den EM in Winterberg mit Alex Mann Bronze im Zweier gewann, für Manuel Machata reichten die Fördermittel nicht. „Vom bayerischen Verband kam überhaupt nichts mehr. Selbst die Trainingslager musste ich aus eigener Tasche zahlen“, schimpft Machata angesichts der hohen Kosten in dieser materialintensiven Sportart.
Beim SC Potsdam fand der Junioren-Weltmeister von 2006 und 2010 im Vierer schließlich gute Bedingungen vor. „Finanziell und sportlich ist das eine gute Basis“, sagt Manuel Machata, der in Winterberg zusammen mit seinen Vereinskameraden Richard Adjei, Andreas Bredau und Florian Becke noch zum ersten Gold raste. Der gebürtige Düsseldorfer Adjei war bei Olympia in Vancouver zusammen mit Thomas Florschütz (Riesa) hinter dem mittlerweile zurückgetretenen Andre Lange Olympiazweiter im Zweier.
„Die WM kann kommen. Ich will 100 Prozent geben und hoffe, dass es am Ende reicht“, sagt Perfektionist Machata, der selten mit seinen Läufen ganz zufrieden ist und so ganz nebenbei auch das Geheimnis um den für einen knorrig anmutenden Bayern ungewöhnlichen Namen lüftet: „Er kam vor Generationen aus dem tschechisch-ungarischen Raum. Und meinen Vornamen habe ich, weil ein guter Freund meiner Eltern Manuel hieß.“ SID
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