Landeshauptstadt: Schafwollmanschetten und Brennnesseljauche
Nach der Wende sind Gabriele und Siegfried Stark aus dem zehnten Stock eines Neubaublocks in Berlin-Marzahn geflüchtet und haben in Wietstok bei Ludwigsfelde eines jener Häuschen bezogen, wie sie in den 80er Jahren für die LPG-Bauern errichtet wurden. Die Reihenhäuser sind nicht sehr ansehnlich, dazu gehört jedoch eine 1000 m² große Gartenfläche, die die Starks intensiv nutzen.
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Nach der Wende sind Gabriele und Siegfried Stark aus dem zehnten Stock eines Neubaublocks in Berlin-Marzahn geflüchtet und haben in Wietstok bei Ludwigsfelde eines jener Häuschen bezogen, wie sie in den 80er Jahren für die LPG-Bauern errichtet wurden. Die Reihenhäuser sind nicht sehr ansehnlich, dazu gehört jedoch eine 1000 m² große Gartenfläche, die die Starks intensiv nutzen. Neben Blumen, Stauden und Ziergehölzen wachsen hier drei Apfelbäume, Süßkirsche, Sauerkirsche, Birne und Pflaume. Auf den Gemüsebeeten ist genügend Platz, alle gängigen Kulturen anzubauen. Obst und Gemüse kauft Gabriele Stark überhaupt nicht mehr im Laden, Kühltruhen helfen bei der Vorratshaltung. Apfelmus wird sogar noch in Gläsern eingekocht. Die „chemische Keule“ ist verpönt. Auch zur Schädlingsbekämpfung werden Naturprodukte eingesetzt. So erhalten die Stämme Manschetten aus frisch geschorener, ungewaschener Schafwolle, die Gabriele Stark von einer Schäferin aus dem Dorf holt. Der Geruch ist so intensiv, dass jede Raupe umkehrt und sogar die Ameisen. Gegossen wird mit Brennnesseljauche, ein altes Hausmittel, das allerdings ebenfalls mächtig stinkt. Auch gegen Wühlmäuse wissen die Starks Rat. Sie stopfen zerkleinerte Holunderblätter in die Gänge. „Wir ernten reichlich gesundes Obst und Gemüse“, bekräftigt Gabriele Stark. Für das Ehepaar hat der Gartenerfolg eine besondere Bedeutung, weil es arbeitslos ist. Die aus einer alten Weberfamilie stammende Gabriele war in der Textilindustrie tätig, Siegfried, studierter Tiefbauer, hat vor der Wende Grünanlagen u.a. an FDGB-Ferienheimen gestaltet. Er ist also sozusagen vom Fach und übernahm die Strukturierung des Gartens. Sein Wunsch wäre, auf dem Grundstück einen Chinesischen Garten anzulegen. „Aber dafür reicht das Geld nicht“, bedauert er. Der Umwelt war er schon immer eng verbunden und malt auch zu diesem Thema. In der DDR-Zeit ist er wegen eines kritischen Bildes sogar einmal gekündigt worden. E. Hoh
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