
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Scharfenberg will Bürger zum Mercure befragen
Der Linke-Fraktionschef fordert eine Bürgerbefragung zur Zukunft des Hotels. Angesichts der Verkaufspläne drängt die Zeit
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Potsdams Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg beendet die politische Sommerpause mit einem Vorstoß zur Zukunft des umstrittenen Mercure-Hotels: Er will die Bürger fragen lassen, was mit dem Hochhaus passieren soll. „Ich will zuverlässig wissen, was die Potsdamer darüber denken und fordere eine Bürgerbefragung“, sagte Scharfenberg am gestrigen Sonntag in Potsdam.
Der Linke-Politiker, der wohl darauf setzt, dass sich die Potsdamer gegen einen Abriss aussprechen würden, vergleich die Mercure-Debatte mit der Diskussion, die viele Jahre um das Stadtschloss geführt wurde. „Wir haben uns schwergetan mit dem Bebauungsplan für das Stadtschloss“, sagte Scharfenberg. Letztlich sei die Bürgerbefragung zum Wiederaufbau des Schlosses der entscheidende Schritt gewesen. „Das war exemplarisch für die Stadtpolitik“, sagte er während einer Feier zum 20-jährigen Bestehen des sogenannten Rathausreports seiner Fraktion (siehe Seite 8).
Zuvor hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) als Gast in der Gesprächsrunde erklärt, dass nun der richtige Zeitpunkt sei, über die Zukunft des Hauses nachzudenken. Er wolle die Diskussion, ob der Mehrgeschosser im Lustgarten vis-à-vis des Stadtschlosses in 30 Jahren noch immer steht oder abgerissen wird, jetzt zu Ende führen. „Wir sollten jetzt eine Entscheidung finden“, sagte Jakobs.
Hintergrund ist die Absicht der US-amerikanischen Investmentgruppe Blackstone, das Mercure zu veräußern. Wie die PNN berichteten, sind das Investmentbanking-Unternehmen Goldman Sachs und der Hotelvermarktungs-Spezialist Christie & Co. offenbar bereits seit Monaten dabei, das gesamte Portfolio der einstigen „Interhotel“-Kette zu verkaufen. Dadurch gerät die Stadt unter Zugzwang. Oberbürgermeister Jakobs hatte Anfang Juni angekündigt, im September Vorschläge für die Zukunft des Areals vorzulegen. Er will das Sanierungsgebiet „Potsdamer Mitte“ auf das Mercure und den Lustgarten ausweiten und so bei einem eventuellen Verkauf des Hotelgebäudes eine weitere Nutzung verhindern. Experten gehen von weitreichenden Folgen aus, würde der Lustgarten zum Sanierungsgebiet werden. Unter anderem könnte der Mercure-Eigentümer ein Übergabebegehren stellen, wenn das Haus nicht mehr zu betreiben wäre.
Einen privaten Geldgeber für den Kauf und Abriss des Hotels zu finden, dürfte unabhängig davon schwierig sein. Software-Milliardär Hasso Plattner wäre ein potenter und Investor für ein solches Unterfangen gewesen, doch fehlte ihm der geschlossene Rückhalt der Potsdamer. Im Vorjahr gab er deshalb seine Pläne auf und integriert seine Kunsthalle stattdessen nun ins Palais Barberini.
Peter Könnicke, Katharina Wiechers
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