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Landeshauptstadt: Scheidungskinder – Wechselmodell oder individuelle Einigung?

Das geteilte Kind, 12.11.

Stand:

Das geteilte Kind, 12.11. 2008

Das Wechselmodell mit „schleichender Kindeswohlgefährdung“ in Zusammenhang zu bringen, ist gewagt. Das Wechselmodell will das umsetzen, was Kinder auch wollen: keinen Elternteil verlieren.

Es will erreichen, dass sich Vater und Mutter an der Erziehung beteiligen, die Betreuungsaufgaben teilen, so dass beide berufstätig sein können. Es fördert die Gleichberechtigung. Wir erfahren immer wieder: Das Wechselmodell funktioniert gut, wenn es von beiden Ehemaligen akzeptiert wird. Es teilt die Kinder nicht, sondern macht sie glücklich, weil sie von beiden Eltern Zuwendung erfahren.

Der Fall ist gut recherchiert, denn er zeigt das Kartell der Verhinderer und Ideologen exemplarisch auf. Im Normalfall sind Mütter froh, wenn sich Väter um Kinder kümmern, denn dadurch werden sie entlastet. Ja, sie ermutigen die Kinder zum Umgang, das wissen wir von vielen Frauen, die bei uns Mitglieder sind. Es ist die immer gleiche Ideologie der Verhinderer:

Das Kind muss ruhiggestellt werden, indem man ihm sein Zuhause zuordnet. Wir wissen: Kinder überwinden die Scheidung am besten, wenn ihnen beide Elternteile erhalten bleiben. Daher sollte das Wechselmodell zum Regelfall werden, weil es Dispositionen trifft für eine moderne Gesellschaft, für eine gemeinsame Erziehung trotz Trennung und Scheidung.

Josef Linsler ISUV-Bundesvorsitzender, Würzburg

Wechselmodell überfordert Kinder und Eltern

Ich hörte von Betroffenen, dass vor allem in Potsdam vielen Trennungs-Eltern das Wechselmodell empfohlen wird. Anwälte, psychologische Gutachter und Jugendämter überzeugen meist die Mütter, dem zuzustimmenVielgangs-, Aufenthaltsbestimmungs- und S Geburtstag ihres Kindes beschäftigen. Mein Sohn ist sechs Jahre alt.

Sorgerechts immer wieder bis zum 18.eimehr müssen Eltern die Gerichte mit An. Es ist nicht so, dass eine endgültige Entscheidung von dem Familiengericht getroffen wird. trägen zur Regelung des Umnen Vater sieht er seit drei Jahren immer dann, wenn er möchte.

Er wurde niemals überzeugt, bei seinem Vater zu bleiben. Beide haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Wie oft und wie lange mein Sohn seinen Vater sieht, wird wöchentlich mit allen Beteiligten abgestimmt. Das Wechselmodell überfordert Kinder und Eltern. Der Zwang, dass sich ein Elternteil und das Kind eine bestimmte Zeit nicht sehen dürfen, schadet dem Verhältnis des Kindes zu beiden Elternteilen.

Tatjana Gerber, Potsdam

Fester Wohnsitz ist die bessere Lösung fürs Kind

Ich schreibe als ein in Trennung lebender Vater. Wir standen vor derselben Entscheidung. Uns wurde suggeriert, dass wir mit einer 50-prozentigen Teilung des Aufenthaltsorts unseres Kindes Allen gerecht werden könnten – vor allem unseren Kind. So entschieden wir uns für das Wechselmodell.

Wir hatten nach der Trennung ein gutes Verhältnis zueinander und demnach die besten Voraussetzungen. Aber schon während der Anfangszeit kamen uns erste Zweifel. Wir räumten uns viel Zeit zur Gewöhnung ein, agierten mit viel Verständnis und Geduld.

Übersehen haben wir jedoch die Bedürfnisse unserer Tochter. Sie war überfordert mit dem ständigen Wohnortwechsel und es entstanden keine Bindungen zu anderen Kindern – da sie ja ständig pendelte. Mit diesen Erfahrungen,können wir heute sagen, dass unsere wohlgemeinte Entscheidung nicht die richtige war. Wir haben uns, zum Wohl unserer Tochter, auf einen Wohnort geeinigt – bei der Mutter.

Selbst ich als Vater, dem diese Entscheidung sehr schwer gefallen ist, musste mir eingestehen, dass ein fester Wohnsitz die bessere Lösung für unser Kind gewesen wäre. Für sie war es viel einfacher, ihren Alltag von einem Punkt aus zu leben.

Ich hatte stets die Möglichkeit, an ihrem Leben teilzuhaben. Gerade in jüngeren Jahren, war die Bindung zu ihrer Mutter ausgeprägter, später, in der Pubertät, suchte sie eher meine Nähe. Wir haben geteilt ohne zu zerteilen.  

Unsere Tochter ist uns heute sehr dankbar, dass wir ihr das Wechselmodell nicht aufgebürdet haben.

Sie kennt es von Klassenkameraden, die den ständigen Wohnortwechsel leben müssen. Bei diesen Eltern geht es wohl meist um verletzte Gefühle und persönliche Eitelkeiten die auf den Rücken der Kinder ausgetragen werden.

Achim Winkler, Potsdam

„Warum darf ich nicht mehr zu Mutti?“

Sie schreiben, dass in letzten zehn Jahren allein in Potsdam mehr als 3000 Sorgerechtserklärungen beurkundet wurden.

Damit haben Sie ein Problem thematisiert, das weit mehr als kleine Minderheit in der Altersgruppe der 18-45-Jährigen betrifft. Dabei muss es nicht schwierig sein, das gemeinsame Sorgerecht trotz Trennung zu leben.

Voraussetzung ist, dass beide Elternteile bereit sind, eine vernünftige Lösung für den Umgang zu finden.

Leider zieht eine Trennung oft einen Kampf um das Kind nach sich, bei dem es darum geht, den ehemaligen Partner zu verletzen.

Das endet zwangläufig vor Gericht,

wo es – bei aller Weisheit der

Gerichte – nur Verlierer geben

kann. Denn jeder Kläger bekommt

nur sein Recht, das nicht zugleich

gut für das Kind ist. Über kurz

oder lang wird das Kind fragen, warum mit Mutti/Vati keine vernünftige Einigung möglich war. Oder schlimmer: Warum darf ich nicht mehr zu Mutti? Ich hab auch schon eine Idee wie die Antwort lauten könnte. Schließlich ist ja bekanntlich immer der Andere schuld.

Siegfried Haase, Potsdam

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