Landeshauptstadt: Schießen erlaubt
Jagdbehörde erteilte Ausnahmegenehmigung für Wildschweinjagd in Kleingärten
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Die Untere Jagdbehörde hat für die Kleingartenanlagen in Potsdam-West eine Ausnahmegenehmigung für die Jagd auf Wildschweine erteilt. Dies müsse jedoch nicht unbedingt bedeuten, dass Tiere geschossen werden, erklärte dazu seitens der Jagdgenossenschaft Nord Matthias Sonnenberg. Zunächst sollen Wildvergrämungsmittel erprobt werden. Die Kleingärtner selbst sollten ihre Parzellen durch stabile Zäune sichern. Außerdem habe man dem hauptbetroffenen Verein „Krähenbusch“ geraten, an den sechs Ein- und Ausgängen Tore zu installieren. Dies dürfte allerdings Kosten in fünfstelliger Höhe verursachen.
Die Stadtverwaltung und die Jäger stehen auf dem Standpunkt, es gebe in Potsdam „kein wirkliches Wildschweinproblem“. Nachdem inzwischen durch die Schweine in dem Gebiet östlich der Forststraße nahezu 100 Kleingärten und Hausgärten verwüstet worden sind, sei ihm diese Aussage „absolut unverständlich“, erklärte dazu der Kreisgeschäftsführer des Verbandes der Garten- und Siedlerfreunde (VGS), Friedrich Niehaus.
Der Jagdverband hat trotz zahlreicher Presse- und Fernsehbeiträge das Potsdamer Wildschweinproblem nicht zur Kenntnis genommen. Darauf gedenke man nicht zu reagieren, teilte Landesgeschäftsführer Dr. Bernd Möller mit und verwies auf den Potsdamer Kreisverband. Dessen Vorsitzender Mario Gersonde hatte von der Schwarzkittelplage noch nicht einmal etwas gehört. Er empfahl den betroffenen Kleingärtnern und Grundstücksbesitzern, Kontakt mit der Unteren Jagdbehörde im Potsdamer Rathaus aufzunehmen (Tel. 289-1586). Das hat der Verein Krähenbusch durch sein Vorstandsmitglied Manfred Güttler längst getan. Das Ergebnis sei enttäuschend. „Unsere nun schon seit Wochen andauernden Bemühungen haben zu nichts geführt“, sagt Güttler. „Fast jede Nacht so gegen 4 Uhr dringt die Rotte in die Anlagen ein.“ Selbst ein von ihm 30 cm tief in die Erde eingegrabener Zaun sei schon in der Nacht darauf von den Tieren „unterwühlt“ worden. Laut VGS-Geschäftsführer Niehaus lösen die Wildschweine auch Ängste aus. Soeben habe ihn aus diesem Grund aus einer Sparte an der Forststraße eine erste Kündigung erreicht.
Einzelbemühungen führten zu nichts, sagt Niehaus. Vielmehr sollten sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, um über eine generelle Lösung des Problems zu beraten. Dabei wäre auch die Frage des Schadenersatzes zu klären. Während die Jäger davon ausgehen, dass jeder Eigentümer oder Pächter für den Schutz seines Grundstücks selbst verantwortlich ist, weisen diese auf die Pflicht der Jäger hin, für eine geordnete Bejagung und eine ausreichende Hege zu sorgen. Dann könne das Wild leichter in den Revieren gehalten werden und müsse nicht auf Futtersuche in die Stadt wechseln.
Nicht in diese Kritik einbeziehen möchte Manfred Güttler die Jagdgenossenschaft Nord. Sie kümmere sich um das Problem, obwohl die Jagd in Kleingartenanlagen eigentlich Sache der Stadt wäre und die Schweine aus dem Wildpark einwechseln, der der Landesforstverwaltung untersteht. E. Hoh
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