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Schafft Kunstwerke aus tonnenschweren Blöcken: Der Potsdamer Bildhauer Eckhart Böhm.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Schild und Helm eines Helden

Eckhart Böhm arbeitet an Wiederherstellung des Skulpturenschmucks für Berliner Stadtschloss

Stand:

Der Potsdamer Bildhauer Eckhart Böhm ist in die Wiederherstellung des Skulpturenschmucks für das Berliner Stadtschloss einbezogen worden. Der 33-jährige hat ein Sandsteinbildwerk rekonstruiert, das zum Fassadenschmuck des älteren, von Barockbaumeister Andreas Schlüter entworfenen Gebäudeteils zählte. Die 2,50 Meter hohe und sechs Tonnen wiegende sogenannte Armatur befand sich an der Brüstung des Elisabethsaales oberhalb des zum Schlossplatz gelegenen Portals I.

Vor dem Atelier Eckhart Böhms ist das aus einem 16 Tonnen schweren Block aus Cottaer Sandstein nachgeschaffene Kunstwerk, das aus vier Teilen zusammengesetzt wurde, nun in neu erstandener Schönheit zu bewundern. Es zeigt den von zwei Fabelwesen gerahmten Schild und den Helm eines antiken Helden, rechts einen Köcher mit Pfeilen, unten Kopf und Fell eines erlegten Löwen. Auf dem Helm sind zwei gefesselte Sklaven dargestellt, auf dem Schild reitet ein Krieger zwei durch ihre Nacktheit gekennzeichnete Barbaren nieder.

Von der Armatur waren nach Kriegsbeschädigung und Abriss des Stadtschlosses nur einer der niedergerittenen Barbaren als Originalfragment geblieben. Vornehmlich nach historischen Fotos musste deshalb Matthias Körner das 1:1-Modell für die Neuanfertigung erstellen. Eine bewundernswerte Leistung, sagt Eckhart Böhm, der dann die Umsetzung des Gipsmodells in den Stein aus dem Elbsandsteingebirge übernahm. Dies geschieht punktgenau, dennoch entsteht so keine bloße Wiederholung des Originals. Die Individualität des Bildhauers und der Zeit, in der er wirkt, spiegeln sich in jeder Kopie, die deshalb immer auch eine eigenständige zeitgenössische Interpretation darstellt. Zudem könne eine Rekonstruktion unsere heutigen Kenntnisse über die barocke Bildhauerkunst in die Zukunft transferieren, einschließlich der dadurch vermittelten Werte jener Epoche.

Über solche Fragen kann man mit Eckhart Böhm trefflich diskutieren; er hat nach dem Abitur am Helmholtz-Gymnasium nicht nur in der bekannten Klimes-Werkstatt Berlin Steinbildhauer gelernt, sondern anschließend auch ein vierjähriges Studium an der Fachhochschule Potsdam als Diplomrestaurator abgeschlossen. Zudem wurde ihm sein Beruf in die Wiege gelegt. Er ist der Sohn des langjährigen Leiters der Skulpturenwerkstatt in Sanssouci, Rudolf Böhm, und wollte schon als Kind nie etwas anderes werden als Bildhauer.

Inzwischen hat Eckhart Böhm Talent und Können vielfach nachgewiesen, etwa mit einer Puttengruppe für die Bildergalerie, einem Relief für das Figurenrondell an der Großen Fontäne, einer Skulptur für das zum Gästehaus der Bundesregierung ausgebaute Schloss Meseberg ... Die Armatur wird allerdings erst einmal in das Depot des Förderverein Berliner Schloss wandern, von dem Böhm den Auftrag erhalten hat. Der Verein lässt zunächst in einer Machbarkeitsuntersuchung einzelne Stücke des Fassadenschmucks als Gipsmodell oder auch bereits in Stein rekonstruieren. Wann es an der Fassade eines wiederaufgebauten Stadtschlosses angebracht wird, ergebe sich aus den Bauplanungen, sagt der Bildhauer. Sie sollen nun dem Beschluss des Abgeordnetenhauses zum Wiederaufbau, dem Abschluss des Architekturwettbewerbs mit dem Siegerentwurf des Italieners Francesco Stella und der Nutzungsfestlegung als Humboldtforum folgen. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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