Landeshauptstadt: Schilf für das Space Shuttle
Tag der offenen Tür am Institut für Chemie der Universität Potsdam
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Tag der offenen Tür am Institut für Chemie der Universität Potsdam Golm. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Tag“, sagte Prof. Erich Kleinpeter, der Leiter des Instituts. „Aber wir haben uns auch mächtig angestrengt.“ Mehr als zwanzig Experimente, Vorlesungen und Info-Veranstaltungen gab es am Sonnabendvormittag im Institut für Chemie der Universität Potsdam in Golm anzuhören und zu bestaunen. Bereits früh um 9 Uhr war der Vorlesungssaal vollbelegt, in dem Prof. Hans-Jürgen Holdt „Chemischen Spaß am laufenden Band“ zeigte. Aus Spülmittel, Natriumsulfat, Kaliumjodit und Schwefelsäure mixte er blitzschnell ein Gebräu, das Bier täuschend ähnlich sieht, aber vollständig gegen das deutsche Reinheitsgebot verstößt und auf keinen Fall getrunken werden sollte. Aus der forensischen Chemie, die in der Gerichtsmedizin Anwendung findet und ohne die kaum eine Krimiserie auskommt, zeigte Holdt, wie man auf Flächen Blut mit Luminol sichtbar machte, obwohl die organische Substanz bereits abgewaschen worden war. Kaum weniger gefährlich schien die Phosphorsäure in Coca-Cola, denn sie kann ohne weiteres ein Schnitzel auflösen. Wie wertvoll unsere brandenburgische Pflanzenwelt ist, bewies Prof. Peter Strauch in seinem Labor unter dem Motto „Von der Pflanze zum Space Shuttle“. Dass sich im märkischen Schilf befindliche Silizium wird von der Pflanze extrahiert und nach einem chemischen Wandlungsprozess auf die Hitzeschutzkacheln des Space Shuttles aufgetragen. Sie haben fast die Härte eines Diamanten und sind bis zu 1600 Grad hitzebeständig. Mit Laserlicht rückte Diplom-Chemikerin Rebbeca Fernandez den Geldfälschern zu Leibe. Sie zeigte Geldscheine aus unterschiedlichen Ländern. Die Papierqualität der Zahlungsmittel fühlte sich relativ ähnlich an. „Aber wer das Papier von Pesos nimmt, um damit Euros zu drucken und es auch noch schafft, die ultravioletten und magnetischen Markierungen zu fälschen, den können wir mit Laserlicht trotzdem überführen“, sagte sie. Die Originaldruckfarbe des Geldscheins reflektiert den Laser in einem genau messbaren Fluoreszenzspektrum. Wegen des großen Erfolgs versprach Kleinpeter dem ersten Tag der offenen Tür weitere folgen zu lassen. „Es ist wichtig, der Bevölkerung die Arbeit des Instituts näher zu bringen. Nicht zuletzt dadurch bekommen wir den Nachwuchs.“ Jörg Muth
Jörg Muth
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