Landeshauptstadt: „Schimmelpilze und Allergien“
Gegen Asylbewerberumzug: Ausländerbeirat sucht Verbündete
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Gegen Asylbewerberumzug: Ausländerbeirat sucht Verbündete Von Michael Kaczmarek „Wir sind gegen den Umzug des Asylbewerberheims von der Kirschallee zum Lerchensteig“, gab Alba Gjoka, Pressesprecherin des Ausländerbeirats, gestern auf einer Pressekonferenz im Stadthaus bekannt. Grund dafür sind neben den schlechten Verkehrsanbindungen des Lerchensteigs zur Innenstadt vor allem der „nicht befriedigende Zustand“ der Gebäude. „Mehrere Gebäude haben keine Regenrinnen mehr und sind feucht. Die Baracken sind verwohnt und es sieht dort nicht sehr gesund aus“, erklärte Dörte Doering, die das Asylbewerberheim, in dem bisher 220 Menschen leben, vor zwei Wochen besichtigte. Hala Kindelberger, die ebenfalls vor Ort war, wird deutlicher: „Dort schimmeln die Wände und manche Bewohner klagen über Allergien“, sagt sie. Außerdem habe die Stadt nicht die Bedingungen erfüllt, unter denen der Umzug des Asylbewerberheimes von der Stadtverordnetenversammlung im Mai 2002 beschlossen worden war. Darin wurde festgelegt, dass die 90 Bewohner der Kirschallee zum 31. Juli in den Lerchensteig umziehen. Allerdings sei darin auch niedergeschrieben, dass die Obdachlosen, die bisher auf dem selben Areal leben, in Wohnungen der Gewoba in der Stadt untergebracht werden sollten. „Und das wurde nicht erfüllt“, sagt Kindelberger. Stattdessen, werde nun am Lerchensteig die Unterkunft für die 90 Obdachlosen eingerichtet. Diese sollen aus ihren bisherigen Baracken dorthin umziehen. Die frei gewordenen Unterkünfte stehen dann den Asylbewerbern aus dem Kirchsteigfeld zur Verfügung. „Damit werden zwei sozial schwache Gruppen an den Rand von Potsdam und an den Rand der Gesellschaft gedrängt“, erklärte Kindelberger. Auch die anwesende PDS-Stadtverordnete Hella Drohla hat kein Verständnis für einen Umzug unter diesen Bedingungen. „Allein die Idee, dort draußen ein soziales Abschiebenest zu errichten, halte ich für bedenklich.“ Sie kündigte an, dass ihre Fraktion noch am selben Abend beschließen werde, den Antrag der Fraktion „Die Andere“ zu unterstützen, der sich gegen einen Umzug richtet. Ebenfalls am gestrigen Abend traf sich Alba Gjoka mit Vertretern von Bündnis 90/Grüne, um auch dort politische Unterstützung einzufordern. Der Vorsitzende des Ausländerbeirates, Yoham-Panton Ke’ngum, hat für die morgige Stadtverordnetenversammlung zudem Rederecht beantragt, um alle Fraktionen auf das Problem hinzuweisen. Er wird darin die Stadtverordneten bitten, ihren Beschluss von vor zwei Jahren zu überdenken. Sollte der Umzug dennoch bestätigt werden, kündigte der Ausländerbeirat an, streng darauf zu achten, dass die Asylbewerber darunter nicht leiden. Zu diesem Zweck wurden folgende Forderungen formuliert: Die Baracken müssen erst saniert werden, bevor ein Umzug stattfindet. Es müssen soziale Funktionsräume, wie sie in der Kirschallee vorhanden sind, eingerichtet werden. Es muss einen konkreten Zeitplan für den Umzug geben, damit dieser für die Betroffenen transparent wird. Den Betroffenen muss eine Besichtigung ihrer neuen Umgebung ermöglicht werden. Alle zwanzig Minuten muss ein Bus in die Innenstadt fahren und das Heim braucht mehr Geld.
Michael Kaczmarek
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