Landeshauptstadt: Schinkels Justiz-Zentrum
Potsdams teuerste Baustelle: Kasernen in der Jägerallee werden für 42 Millionen Euro bis Ende 2007 saniert
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Jägervorstadt - Hinter der verhängten Fassade der ehemaligen Unteroffiziersschule in der Jägerallee 10 bis 12 arbeiten die Bauleute auf Hochtouren. „Bis Ende nächsten Jahres soll das Justizzentrum fertig sein“, sagt Lothar Wehr, Leiter der Niederlassung Potsdam des Brandenburgischen Landesbetriebes für Liegenschaften und Bauen. Seit einem halben Jahr ist Wehr in Potsdam tätig und in dieser Zeit begann der Umbau der seit 1994 brach liegenden Kasernen, die nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel in den Jahren 1826 bis 1828 von Johann Georg Carl Hampel errichtet wurden. Mit einem Investitionsaufwand von rund 42 Millionen Euro ist das Justizzentrum die zurzeit teuerste Baustelle in Potsdam.
Die in der Folgezeit mehrfach umgebauten und erweiterten Gebäude sollen nach Restaurierung und Neubau die Staatsanwaltschaft sowie das Amts- und Landgericht aufnehmen. Bereits im Juni zog das Verfassungsgericht in das wieder hergestellte Casino ein. Ebenfalls schon fertig gestellt ist eine Remise, die ehemalige Büchsenmacherei, die künftig die Rechtsantragsstelle des Amtsgerichts aufnehmen soll.
Die Spuren Schinkels sind erst nach längerem Suchen zu finden: Hier und da ein Fries oder ein Teil einer Kassettendecke. Bemerkenswert ist das noch aus der Schinkelzeit stammende Treppenhaus, das wieder hergestellt werden soll. Bauleiterin Sabine Flügel führt in einen hallenartigen Raum im ersten Stock, den vier mächtige ionische Säulen zu stützen scheinen. Polier Peter Salewski von der Schrobsdorff Bau AG klopft demonstrativ an eine Säule: „Holz“, erklärt er das hohle Geräusch. „Das ist alles schlicht und kostensparend gebaut, wie es Schinkels Art war“, erläutert Wehr. Es mache besonderen Spaß in solch historischen Gebäude zu arbeiten. Die Bauleitung stehe im engen Kontakt mit der Unteren Denkmalbehörde. Es seien jedoch Kompromisse notwendig, um die Räume nach heutigen Ansprüchen nutzen zu können. So würden Friese und Ornamente erhalten und historische Befunde gesichert. Die Raumgrößen müssten jedoch durch Ständerwände dem Bedarf der neuen Nutzer angepasst werden. „Wir versuchen zum Beispiel durch Verwendung von Glas solche Lösungen umzusetzen, dass die historischen Raumstrukturen erkennbar bleiben“, sagt der Niederlassungsleiter. Der ursprüngliche Eingangsbereich mit seinen gemauerten dorischen Säulen bleibe erhalten, wenn auch für die neuen Nutzer ein moderner Eingang mit Empfang an anderer Stelle geschaffen werde. Architektonisch verantwortlich für den Um- und Neubau ist das Berner Büro „Atelier 5“.
Bis zum Einzug der Justizorgane Anfang 2008 steht der Löwenanteil der Arbeiten noch bevor: Der Innenausbau der Gebäude an der Jägerallee, der Neubau mit Gerichtssälen und Tiefgarage im Hofbereich, der Bau eines Schulungspavillons sowie der Ausbau des ehemaligen Exerzierhauses zum Archiv. Zum Schluss kommt die Gestaltung der Außenanlagen zur Straßenseite hin und auf dem Hof.
Dem Neubau musste die denkmalgeschützte Turnhalle mit ihrer sehenswerten Dachkonstruktion weichen. Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, die Turnhalle räumlich zu versetzen, erklärt Sabine Flügel. „Aber das hätte nicht dem Raumbedarf entsprochen“, sagt sie. Daher sei die Turnhalle demontiert und nach Neuruppin gebracht worden. Dort werde sie zurzeit restauriert und als Justiz-Bibliothek wieder aufgebaut.
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