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Landeshauptstadt: Schinken, Schinkel und Käse

Regina Ebert zeigt und erklärt Kindern Potsdam. Die lernen ganz leicht bei einer Sightseeing-Tour das Wichtigste über die Stadt

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Der „Kackaweg“ liegt in Potsdam West. Das wissen Anton und Anna. Die beiden Geschwister kennen ihren Stadtteil gut: Da gibt es nicht nur den Weg voller Hundehaufen, sondern auch diesen Schuppen, an dem im Winter „riesige Eiszapfen“ hängen, die die beiden als Schwerter für Ritterkämpfe nutzen. Aber als sie ihre Mutter neulich fragten: „Wo ist denn die Nikolaikirche?“ – da wusste Dajana Bessarabow: „Jetzt ist Zeit für eine Stadtführung!“

Und so meldete sich die 36-Jährige und ihren siebenjährigen Sohn und die zehnjährige Tochter bei Regina Ebert an. Die Potsdamerin bietet seit fünf Jahren eine Führung für Kinder durch die Landeshauptstadt an. Die Stadtführerin hat mit der Kollegin Inge Heinz-Voigt das Konzept für eine Tour „vom Stadtschloss nach Sanssouci“ samt Begleitbuch entwickelt. Denn Kinder müssten besonders mitgenommen werden, aktiv in die Führung einbezogen werden, so Ebert. Das habe sie schon gemerkt, als sie früher Schulklassen führte – noch ohne spezielle Kindertour. Darum gibt es bei Eberts Führung für jedes Kind einen Rätselbogen zum Thema Potsdam.

Am vergangenen Donnerstag stapfte Anton mit Mama und Schwester durch den hohen Schnee zum Ausgangspunkt seiner ersten Führung. Anton und Anna sind die einzigen Kinder, die es durch dicke Flocken zum Alten Markt schafften. Mit ihrer Führerin und der Mutter – eine Aufsichtsperson muss immer dabei sein – wandern sie durch die verschneite Stadt: Und nebenbei lernen die Kinder, dass Karl Friedrich „nicht Schinken, sondern Schinkel“ die Nikolaikirche erbaut hat – eine Kirche für den heiligen Nikolaus, der im Dezember die Stiefel der artigen Kinder füllt. Neu ist für Anton und Anna auch, dass das Filmmuseum früher ein Pferdestall und davor eine Orangerie war. Nur was ist eine Orangerie? Richtig, da steckt das Wort Orange drin. Und so kommen die Kinder ganz leicht von selbst drauf, dass sie im europäischen Winter Orangenbäume und andere exotische Obstpflanzen beherbergte. Und weil Anna und Anton ganz viele exotische Früchte aufzählen können, gibt Regina Ebert eine Runde Obst in Form von Fruchtgummis aus. „So merkt man sich die Begriffe leichter“, glaubt sie. Darum zieht sie am Alten Kanal in der Yorckstraße auch ein Döschen Salzknabberzeug in Fischform aus der Tasche – schließlich war hier früher ein Fischmarkt. Und im Holländischen Viertel? Da gibt es neben kindgerechten Informationen zur Geschichte auch Käsestückchen. Nach anderthalb Stunden haben nicht nur die Kinder mehr über ihre Stadt gelernt, sondern auch ihre Mutter. Und allen „hat’s richtig Spaß gemacht“.

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