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Landeshauptstadt: „Schlaatz IV“ am Hauptbahnhof?

Bauausschuss will Mitsprache bei Semmelhaack-Projekt auf Ex-RAW-Gelände mit 600 Wohnungen

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Zentrum-Ost - Auf dem vorläufigen Höhepunkt der Debatte um die vom Land abgelehnte Wohnungsneubau-Förderung für Potsdam gerät eines der umfänglichsten privaten Wohnbauprojekte in der Landeshauptstadt ins Visier des Bauausschusses: 80 bis 90 Millionen Euro will Theodor Semmelhaack in den nächsten eineinhalb Jahren auf dem seit 1999 nicht mehr genutzten 85 000 Quadratmeter-Areal des ehemaligen Reichsbahn-Ausbesserungswerkes (RAW) unweit des Potsdamer Hauptbahnhofes investieren. Entstehen sollen an der Friedrich-Engels-Straße 600 Zwei- und Drei-Raumwohnungen in fünf- und viergeschossigen Wohnbauten, desweiteren ein Hotel am Busbahnhof, Gewerbebauten und eine Messehalle. Doch während Semmelhaack aufs Tempo drückt – „Wir wollen schnell bauen“, sagte er gestern den PNN – liebäugelte der Bauausschuss am Dienstagabend eher mit der Bremse.

Der Grund ist eine zunächst nicht mehr vorgesehene Beteiligung der Stadtverordneten: Auf Basis eines beschleunigten Bebauungsplan-Verfahrens wolle Semmelhaack noch 2008 mit dem Bau der 600 Wohnungen und des Hotel-Komplexes unmittelbar am Bahnhofsvorplatz beginnen, erklärte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Die Baugenehmigungen würden nach Paragraf 33 Baugesetzbuch noch vor der nächsten Eingriffsmöglichkeit der Stadtverordneten, dem Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan, erteilt. Oder mit den Worten von Ausschuss-Chef Christian Seidel (SPD): „Die Stadtverordneten haben also Null Einflussmöglichkeit mehr.“

An dieser Stelle griff der Bauausschuss am Dienstag ein: Auf Antrag Saskia Hünekes (Bündnisgrüne) beschloss das in Baufragen maßgebliche Stadtverordneten-Gremium, die Stadt müsse bis zur nächsten Ausschussitzung klären, wie das beschleunigte Verfahren und die Mitsprache des Stadtparlaments vereinbart werden können. Dies sei „von nicht unerheblicher Brisanz“, erklärte Seidel.

Worin womöglich Brisanz liegen könnte, deuten Einlassungen und Zwischenrufe von Ausschuss-Mitgliedern an: Saskia Hüneke sprach von einer „bedrückenden, einförmigen Bebauung“. Das neue Bauausschussmitglied Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) raunte angesichts der von Goetzmann präsentierten Bauentwürfe: „Das ist Schlaatz IV.“ Saskia Hüneke erklärte gestern auf Nachfrage, nach der ersten Präsentation des Semmelhaack-Vorhabens (PNN berichteten) hätten sich Leute bei ihr gemeldet, die die Pläne „ganz furchtbar“ finden. Sie selbst befürchte „Billigwohnungen am Bahnhof“ und sprach sich für mehr Grünflächen aus. Sie sei froh, dass der Bauausschuss einen Klärungs- und Mitsprachebedarf sehe. In welchem Rahmen dem entsprochen werden könne, werde von der Stadt nun geprüft.

„Ende 2009 sollen die Wohnungen fertig sein“, hatte Semmelhaack bei der ersten Planvorstellung im Beisein des Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) erklärt. Der Markt brauche die Wohnungen. Ab 40 Quadratmeter aufwärts bis hin zur Penthäusern auf dem Dach sollen sie Semmelhaack zufolge zu marktüblichen Preisen von sieben bis 7,50 Euro pro Quadratmeter vermietet werden.

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