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Landeshauptstadt: Schlaatz: Minimal schließt ersatzlos

Stadt rollt für Neubau roten Teppich aus / Rewe hüllt sich in Schweigen

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Am Schlaatz - „Es lässt sich nicht rechnen, es lässt sich baulich nicht herstellen“. Dieses Todesurteil für den Minimalmarkt am Schilfhof verkündete Rewe-Niederlassungsleiter Dieter Rauh gestern auf einer Bürgerversammlung im Bürgerhaus am Schlaatz. Bis Ende dieses Jahres könne die Einrichtung noch offen gehalten werden, dann sei Schluss.

Im Lebensmittel-Einzelhandel habe es in den letzten Jahrzehnten eine Entwicklung gegeben, die unumkehrbar sei. Und die Einrichtung am Schilfhof entspreche nicht den Kundenwünschen. Das sei durch einen Neubau nicht zu ändern. Seit 2002 habe es laut Rauh zwar eine zunehmende Kundenzahl gegeben, aber der Umsatz sei insgesamt gesunken: Der Supermarkt schreibt rote Zahlen.

Die Stadtverwaltung versucht gegenzusteuern. Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz machte der Handelskette ein schriftliches Angebot. „Wir haben an die Niederlassungleitung in Norderstedt und an die Rewe-Grundstücksverwaltung in Köln geschrieben, aber keine Antwort erhalten.“

Die Stadt rollt dem Handelsriesen den roten Teppich aus, wenn er am Standort bleibt. Immerhin gilt es, vier bis sechstausend Menschen, darunter viele ältere ohne Auto, zu versorgen. Die erste vorgeschlagene Variante lautet Abriss und Neubau. In diesem Fall will die Stadt auf einen zeitaufwändigen Bebauungsplan verzichten und gar die Fördermittel beschaffen, um 50 Prozent der Abrisskosten zu bezahlen. Eine Ausnahmegenehmigung von der Werbesatzung, die Mitnutzung öffentlicher Stellplätze und ein Stopp für künftige Konkurrenten, lauten die weiteren Angebote.

Als zweite Variante schlägt von Kuick-Frenz einen Rewe-Markt „am Rande des Schlaatzes“ vor, wobei ein kleinerer Nahversorger am jetzigen Standort bleiben soll. Für den neuen Supermarkt müsse jedoch ein Bebauungsplan beschlossen werden, der frühestens nach zwei Jahren in Kraft treten könnte.

Die Bürger äußerten sich unzufrieden, dass keine konkreten Aussagen darüber getroffen werden, was nach der Schließung am 31. Dezember passiert. „Ob wir mit roten Zahlen weitermachen?“, fragt sich Rauh und hebt die Schultern. Die Entscheidung falle acht Ebenen höher, sagt er.

Reinhold Fiedler von der Schlaatzer Bürgerinitiative: „Es gibt einen Rewe-Geschäftsmann, der würde den Standort hier betreiben, doch Rewe schließt mit ihm keinen Vertrag.“

In acht Wochen will die Baubeigeordnete wiederum eine Bürgerversammlung zur Nahversorgung am Schilfhof einberufen. „Ein bisschen mehr als eine Abwartehaltung können die Bürger erwarten“, sagt SPD-Stadtfraktionschef Mike Schubert in Hinblick auf den neuen Termin.

Doch die Aussichten für eine Einzelhandelseinrichtung an dieser zentralen Stelle des Schlaatzes stehen schlecht. Schließlich hat die Handelskette sich an anderer Stelle etabliert und diesem Standort kämen die Kunden vom Schilfhof gerade recht. Zwar meinen die Anwohner, Rewe müsse „unter Druck gesetzt“ oder gar „enteignet“ werden, doch SPD-Stadtverordneter Wolfhard Kirsch setzt dem entgegen, dass die Kette zum Betrieb eines defizitären Geschäfts nicht gezwungen werden könne. Selbst Fiedler, der sich für den Erhalt des Nahversorgers einsetzt, äußert unter der Hand: „Hier kaufen die Leute ein, wenn sie woanders was vergessen haben.“ Günter Schenke

Günter Schenke

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