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Landeshauptstadt: Schlafen im Fraktionszimmer

Unternehmen hat „Kreml“-Umbaupläne in der Schublade, auch Auktion des Landtagsgebäudes denkbar

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Unternehmen hat „Kreml“-Umbaupläne in der Schublade, auch Auktion des Landtagsgebäudes denkbar Im Fraktionszimmer von SPD oder CDU schlafen, im Turmzimmer des „Kreml“ logieren oder im Sitzungssaal tanzen – das Landtagsgebäude auf dem Brauhausberg hat ein erstes, privates Nachnutzungskonzept. Wohnbebauung der gehobenen Klasse kann sich das Wiesbadener Unternehmen Berner & Grasserbauer in den Räumen politischer Entscheidungen am Havelblick 8 vorstellen. Zwar müsse laut einem Firmensprecher dafür sehr viel in dem Büro- und Parlamentsgebäude umgebaut werden, doch es sei möglich. Eine entsprechende private Studie kam nun zum Abschluss. Die Stadt Potsdam habe sich an das Unternehmen gewandt, Vorschläge zu erarbeiten, sagte ein Unternehmenssprecher. Warum die Stadt um die Zukunft des Gebäudes in Landesbesitz besorgt ist, erklärt die Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz mit der zentralen Lage des Objektes in der Stadt. Per Treppe mit dem neuen, in Planung befindlichen Niemeyer-Spaßbad verbunden, als „Hinterhaus“ den Einsteinturm und im Blickfeld aus beinahe allen Himmelsrichtungen, will die Stadt Einfluss auf eine Nachnutzung des Landtages nehmen. Wenn die Parlamentarier in einigen Jahren ihren Berg verlassen und vom Alten Markt aus regieren, steht das Gebäude möglicherweise zum Verkauf. Gleich mehrere Interessenten hätten sich bei der Stadt gemeldet, auch das Wiesbadener Unternehmen. Der von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs favorisierte Hotelbau war jedoch nicht erste Wahl von Berner & Grasserbauer. Wohnungen zwischen 45 und 160 Quadratmeter Größe sind der Studie zufolge geplant. Deren Kostenpunkt: zwischen 2400 und 2800 Euro pro Quadratmeter. Geboten werden könnte ein Blick auf die Havel und eine zentrale Lage. Ob die Wohnungen auch Balkone haben dürfen oder inwieweit der Plenarsaal umgebaut werden kann, muss mit dem Denkmalschützern vereinbart werden. Denn die straßenseitige Fassade des Klinkerbaus steht unter Denkmalschutz. Ob das Unternehmen, das derzeit auch das ehemalige Garnisonslazarett am Voltaireweg zum „Parc du Bois“ mit 165 Wohnungen umbaut, den „Kreml“ überhaupt umbauen darf, steht zudem noch nicht fest. Im Finanzministerium liegen nach Aussage eines Sprechers noch keine Kaufanfragen vor. Zudem werde es, sollte die Landesregierung kein eigenes Nachnutzungskonzept aufstellen, zu einer Ausschreibung kommen. Die Liegenschafts- und Bauverwaltung des Landes würde den aktuellen Wert des Geländes schätzen und danach den Verkauf ausschreiben, heißt es. Als letzte Option sei auch eine Auktion für das Gebäude vorstellbar, erklärte der Ministeriumssprecher. Nach einem Gutachten von Finanzminister Reiner Speer ist der Bau zirka acht Millionen Euro wert. Gut zwei Millionen weniger als das Land 1997 an die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben dafür zahlte. Der mögliche Umbau zu einem Wohnpark wäre das fünfte Nutzungskonzept innerhalb von 103 Jahren: Der Kriegsschule (1902 bis 1914) folgten die Nutzungen als Reichs- und Heeresarchiv (1919 bis 1945), Parteizentrale der SED (bis 1990) und des Brandenburger Landtags. Jan Brunzlow

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