
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Schlaffe Fahnen
Nur vereinzelt wurde gejubelt, als Serbien gegen Deutschland gewann
Stand:
Die Vuvuzelas blieben an diesem Nachmittag auf der Freundschaftsinsel stumm, der Jubel ohnehin. Die Niederlage der deutschen Equipe gegen die Serben gestern Nachmittag hatte für einen schnellen Abgang der vielleicht 400 Deutschland-Fans auf der Freundschaftsinsel gesorgt. Selbst Inselgärtner Jörg Näthe hatte es vor die Leinwand im Inselcafé gezogen, um zu sehen wie die deutsche Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft spielt – und wie sich die Zuschauer mitten im Kulturgut Foersters Staudengarten benehmen.
Mit dem Anpfiff war der Biergarten im Inselcafé voll, die Fans sahen aus wie Einwechselspieler. Da war beispielsweise „Jogis Nummer 11“, aber auch kleine Philipp Lahms oder Ballacks saßen mit ihren Eltern an den Tischen. Den ersten Jubel gab es nach dem Schuss von Lukas Podolski – allerdings war es Fehlalarm, Außennetz. Es herrschte wieder Ruhe. Der nächste Aufschrei, ein Doppelseufzer: Erst gelb- rot für Miroslav Klose und dann das Tor der Serben.
Ortswechsel. „Freiland“ in der Friedrich- Engels-Straße, womöglich die größte Leinwand in der Stadt. Hier gibt es das Bier für einen Freundschaftspreis, und gelegentlich Deutschland-Spott der alternativen Szene gratis dazu. Der Jubel beim Tor gegen Deutschland ist zumindest hörbar und kommt aus einer hinteren Ecke. Rund 20 der 250 Fußball-Fans, die sich auf dem „Freiland“-Areal das Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Serbien ansehen, sind offensichtlich bekennende Anti-Deutsche und freuen sich hörbar zum ersten Mal, als Miroslav Klose vom Platz gestellt wird. Lautstärker allerdings sind die „Aaaaaahs“ und „Oooooos“ der Fans in den vorderen Reihen bei den vergebenen Großchancen der Deutschen. Für das Spiel haben die Veranstalter des alternativen Public Viewings ein großes Sonnendach gespannt, damit das Beamer-Bild zumindest halbscharf und besser noch bei Bewölkung zu erkennen ist. Als das Spiel vorbei ist, gibt es nur vereinzeltes Klatschen. Die Deutschland-Fahnen, die am Eingangsbereich aus Sicherheitsgründen abgestellt werden müssen, hängen etwas traurig im Wind.
Ortswechsel. Walhalla, Dortustraße, Fußballtalk. Für den Potsdam-TV-Fußball-Talk sitzen Fußballfan und Buchhändler Carsten Wist, Volleyball-Trainer Volker Knedel und Peter Tiede von den PNN neben Moderator Oliver Geldener. Ausgewertet wurde, was auszuwerten ist. Das erste Mal habe er an den verletzten Michael Ballack gedacht, gab Wist zu. Ob er das besser gemacht hätte? Es herrschte Uneinigkeit in diesem Punkt. Sicher waren sie sich aber, dass am Mittwoch alles besser wird. Dann heißt es für die Deutschen im ersten Endspiel Ghana besiegen. Die Vuvuzelas werden dann vielleicht in Potsdam wieder lauter zu hören sein. jab/HK
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