Aus dem GERICHTSSAAL: Schläge, Fußtritte, Drohungen
Opfer wird von der Polizei vorgeführt
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An ausgeteilte Schläge und Tritte konnte sich die Angeklagte nicht erinnern, auch nicht an böse Drohungen. Das Opfer widerum blieb der Verhandlung ohne Entschuldigung fern. „Haben Sie die Fotos in der Akte gesehen?“, fragte Staatsanwältin Ulrike Klinkhardt: „Da wundere ich mich nicht, wenn die Zeugin nicht kommt.“ So stocherte das Schöffengericht unter Vorsitz von Reinhild Ahle am Mittwoch ein bisschen im Nebel. Doch es gibt noch zwei weitere Prozessstage, um die Vorwürfe wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung und Nötigung aufzuklären.
Was zuerst klingt wie ein Zickenkrieg, hat offenbar tiefere Ursachen. Hartz-IV-Empfängerin Katja K.* (24) soll ihrer Kontrahentin Marla M.* in der Nacht des 8. Juni 2012 in der Drewitzer Wohnung eines Bekannten nach einem Wortgefecht das Nasenbein gebrochen, ihr diverse Hämatome und Prellungen zugefügt haben. Danach – so die Anklage – habe Katja K. von der Verletzten 1000 Euro zur Beseitigung der Schäden gefordert, die durch ihr Blut in der Wohnung entstanden seien. 200 Euro Anzahlung sollte ihr Marla M. bereits am nächsten Tag im Havel-Nuthe-Center aushändigen. Und sie soll gedroht haben: „Wenn du die Bullen gegen uns aufhetzt, bringen wir dich um.“ Die junge Frau lag nach der Gewaltorgie eine Woche im Krankenhaus.
Ein halbes Jahr zuvor soll Katja K. die „ständig Lügen verbreitende“ Marla M. in derselben Wohnung an den Haaren gezogen, sie geohrfeigt, unzählige Male ins Gesicht getreten und ihr „ein paar in die Fresse“ angeboten haben, falls sie die Polizei informiere. Auch damals wurde Marla M. stationär behandelt.
„Geld habe ich definitiv nicht gefordert. Das war Max M.*, der Mieter der Wohnung“, beteuerte die Angeklagte. „Und falls das andere stimmt, tut es mir leid. Ich weiß davon einfach nichts mehr.“ Seit dem Tod ihres Großvaters vor zehn Jahren – der einzigen Bezugsperson in ihrem Leben – habe sie Drogen konsumiert, später auch regelmäßig getrunken, berichtete die Angeklagte. „Meine Mandantin nimmt derzeit therapeutische Hilfe an Anspruch“ , ergänzte Verteidiger Steffen Voigt. Alkohol und Drogen seien jetzt kein Thema mehr.
Ex-Wohnungsinhaber Max M.* (25), kahlgeschoren, über und über tätowiert, mit Nasenring und Piercings, sitzt wegen schwerer räuberischer Erpressung derzeit für sechs Jahre und acht Monate im Brandenburger Gefängnis. Zur Verhandlung wurde er in Handfesseln vorgeführt. „Da war mal was zwischen Katja und Marla bei einer Party. Zum Schluss hat Marla ein bisschen geblutet. Was die beiden auszufechten hatten, weiß ich nicht. Ich stand ja selber unter Alkohol und Drogen“, erklärte er: „Marla hat öfter mal was vor den Kopf gekriegt, weil sie nur Scheiße erzählt.“
Marla M. wohnt in Thüringen. Ohne ihre Aussage kann es kein Urteil geben. Zum nächsten Verhandlungstag am kommenden Montag wird sie von der Polizei vorgeführt. (*Namen geändert.) Hoga
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