Landeshauptstadt: Schlange stehen im Museum
2000 Potsdamer und Prominente feierten am Wochenende die Eröffnung des neuen, alten Filmmuseums
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Dicht an dicht reihen sich die Besucher im oberen Stockwerk des Filmmuseums. Ungeduldig recken die Kinder ihre Hälse und zupfen ihren Eltern an der Jacke. Doch noch müssen sie ausharren, denn die Familienausstellung „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“ wird erst in wenigen Minuten eröffnet.
Voll war es am Samstag auf der Wiedereröffnungsfeier des Potsdamer Filmmuseums, die schon am Nachmittag für die Familien begann und am Abend mit dem offiziellen Festakt sowie vielen prominenten Gästen fortgesetzt wurde. Nach eineinhalb Jahren Sanierung, in denen das Museum den Brandschutzvorschriften angepasst und ein barrierefreier Zugang geschaffen wurde, präsentierte sich das Haus am Samstag hell und freundlich. 2000 Neugierige aus Potsdam und Umgebung strömten herbei, um das Ergebnis zu bewundern.
Großer Anziehungspunkt war dabei die Familienausstellung „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“, die nach der gleichnamigen Kika-Fernsehserie gestaltet wurde. In einem liebevoll aufbereiteten Set, das unter anderem von Studenten der Filmuniversität Potsdam und Künstlern der Filmstudios Babelsberg entworfen wurde, können Besucher dort spielerisch fremde Welten entdecken. Auf einem Basar dürfen exotische Gewürze oder funkelnde Edelsteine bewundert werden, ein Dschinni-Schatz wartet darauf, gehoben zu werden und weise Wahrsagerinnen deuten mit Kristallkugeln die Zukunft. Darüber hinaus gibt es lustige Steckbriefe zu entdecken und zahlreiche aufklappbare Tafeln informieren über das Leben von Marco Polo sowie die Zeit, in der er gelebt hat. Von den vielen Kindern, die schon ungeduldig vor dem Eingang gewartet hatten, wurde die Ausstellung mit Begeisterung angenommen. Ohne müde zu werden schrieben, lasen oder malten sie in den Aktionsbereichen.
Doch auch Erwachsene wie zum Beispiel Regisseur Rainer Simon, der am Abend einen Rundgang auf Marco Polos Spuren unternahm, hatten ihren Spaß. „Ich hatte einen tollen ersten Eindruck“, sagte er. „Das Filmmuseum holt sich damit die große Welt in ihr Haus, das ist sehr schön.“ Auch die Foyer-Ausstellung zum 60. Geburtstag der Filmuniversität, der ehemaligen Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF), fand Simon sehr interessant. Im Rest des Hauses habe sich nicht so viel verändert, meinte Simon. Das stellte auch Kamermann und Dokumentarfilmer Jürgen Greunig fest. „Aber ich freue mich sehr, dass das Haus nach so langer Bauzeit wieder zur Verfügung steht“, sagte er. „Und die Dauerausstellung ist nach wie vor gelungen. Man muss allerdings viel Zeit mitbringen, um alles anzusehen und auf sich wirken zu lassen.“ Die nehmen sich die Besucher auch, die am Abend – ebenfalls in großer Anzahl – gekommen sind, um sich in der „Traumfabrik. 100 Jahre Film in Babelsberg“ rund um die Potsdamer Filmgeschichte zu informieren. Darunter zahlreiche Prominente wie Regisseur Egon Günther, Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, die Schauspielerinnen Jutta Hoffmann und Christel Bodenstein oder Schlagersängerin Chris Doerk. Besonders beliebt: die Biografien der Schauspieler aus den verschiedenen Filmepochen. In denen wird geblättert oder sie werden am Computerbildschirm abgerufen. Neben zahlreichen Bildern von Potsdamer Filmproduktionen gibt es auch einzelne Requisiten und zahlreiche Auszeichnungen zu bewundern. Erweitert wurde die Ausstellung außerdem um einen 3D-Bereich, in dem kurze Filme angeschaut werden können. „Es ist alles total toll geworden“, schwärmte Regisseur und HFF-Absolvent Dietrich Brüggemann, der auf der diesjährigen Berlinale für seinen Film „Kreuzweg“ den Silbernen Bären gewann und bei der Eröffnung zusammen mit seiner Band sofort auf der Filmorgel des Museums spielte. „Ich bin ja auch großer Fan von Filmgeschichte und werde sicherlich noch öfter hier zu Gast sein.“
Ursula von Keitz, Filmwissenschaftlerin und neue Leiterin des Filmmuseums, freute sich sehr über die positive Resonanz der Besucher. „Es ist sehr schön zu sehen, dass schon der Auftakt so großartig gelungen ist und den ganzen Tag so viele Leute da waren“, sagte von Keitz, die mit Spannung der Zusammenarbeit mit der Filmuniversität entgegenblickt. Geplant ist dabei ein Studiengang an der Filmuni, bei dem Studenten die Museumsarbeit lernen sollen. „Ich finde die Verknüpfung von filmischen und kuratorischen Elementen ganz wunderbar“, sagte von Keitz. „Junge Leute hier herzuholen ist eine absolute Bereicherung.“
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