Studie über wirtschaftlichen Erfolg: Schlechte Aussichten für Potsdam
Im Bundesvergleich steht Potsdam wirtschaftlich gut da, doch die Prognosen sind mau. Ein Überblick.
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Potsdam hat sich in den vergangen Jahren gut entwickelt, steht momentan mittelprächtig da und blickt in eine wenig rosige Zukunft – so könnte man die Ergebnisse eines aktuellen Städterankings zusammenfassen. Am Donnerstag wurde die Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln gemeinsam mit dem Portal „Immobilienscout24“ und der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ erstellt hat, in Berlin vorgestellt. Schon seit Jahren erheben sie regelmäßig Daten aus verschiedenen Quellen, um die größten deutschen Städte in Bezug auf ihren wirtschaftlichen Erfolg zu vergleichen. Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse für Potsdam.
Mehr Straftaten, mehr Gewerbe
Im sogenannten Niveauranking, das anhand von 52 Indikatoren den Status quo einer Stadt beschreibt, belegt Potsdam Platz 24 unter den 69 untersuchten Städten. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Abstieg: damals belegte Potsdam noch Platz 20. Verschlechtert hat sich die Brandenburger Landeshauptstadt unter anderem in der Kategorie Kriminalität – diese wird erhoben, um die Lebensqualität zu messen. So gab es 2016 mehr Straftaten als in den meisten anderen Großstädten, Potsdam belegt hier Rang 47 und gehört damit zu dem „gefährlichsten“ Drittel (2015: Rang 28). Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote von 49,3 auf 44 Prozent, was Potsdam im Ranking Platz 64 beschert. An anderer Stelle hat sich Potsdam hingegen verbessert, zum Beispiel was die Betreuungsquote von Kindergartenkindern angeht – für die Statistiker ist eine hohe Quote ebenfalls ein Indikator für eine lebenswerte Stadt. So rückte Potsdam bei der sogenannten Kita-Quote der Drei- bis Sechsjährigen von Platz fünf auf Platz zwei auf. Nur in Rostock werden demnach mehr Kinder in diesem Alter betreut. Noch deutlicher verbessert hat sich die Stadt in der Kategorie Gewerbesaldo, also dem Saldo aus Gewerbean- und -abmeldungen. 2015 lag Potsdam hier noch im Mittelfeld (Platz 28), jetzt belegt es einen stolzen Platz sieben.
Höhere Produktivität, mehr Steuern
Auch die Dynamik der einzelnen Städte wird bei dem Ranking untersucht – also wie sich die einzelnen Indikatoren in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Letztes Jahr schnitt Potsdam hier relativ schlecht ab und erreichte Rang 41. 2016 sieht es etwas besser aus: Potsdam belegt jetzt Platz 36. Verbessert hat sich unter anderem die Produktivität. In dieser Kategorie kam Potsdam im vergangenen Jahr im Dynamik-Ranking auf Platz 47, dieses Jahr ist es Platz 22. Auch die sogenannte Gemeindliche Steuerkraft hat im Dynamikranking kräftig angezogen: Von Rang 41 arbeitete sich Potsdam auf Rang 22 hoch. Den 69. und damit letzten Platz belegte Potsdam allerdings bei der Beschäftigungsquote älterer Menschen. In diesem Bereich hat sich in den vergangenen fünf Jahren offenbar wenig entwickelt.
Viel Forschung, wenig Jobs
Geradezu düster sieht der Studie zufolge hingegen die Zukunft Potsdams aus. In nahezu allen Indikatoren, die die Forscher zur Bewertung des Zukunftsindex’ überprüft haben, hat sich die Stadt verschlechtert – sowohl was die Bereiche Forschung und Industrie betrifft, als auch in der Kreativbranche. Mit dem Zukunftsindex wollen die Experten vorhersagen, wie gut die Städte auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet sind, etwa in dem sie in Forschung, IT-Technologien und die Kreativwirtschaft als Impulsgeber für Innovationen investieren. So kann Potsdam zwar wie im vergangenen Jahr mit einer hohen Akademikerquote punkten (Rang zehn), beim Verhältnis zwischen Einwohnern und Forschungsinstituten behauptet sich die Stadt sogar auf Platz eins. Nach wie vor schlecht sieht es allerdings bei der Ingenieursquote (Rang 57), beim Anteil der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung (Rang 62) und bei der Zahl der Patente pro Einwohner (Rang 57) aus. Bei der Zahl der Beschäftigten in der Software-Branche belegt Potsdam sogar den letzten Platz, in diesem wie im letzten Jahr. Ziemlich gut schneidet die Stadt hingegen bei der Zahl der Absolventen bei Kultur- und Kreativstudiengängen ab, hier erzielte Potsdam Rang vier. Und auch die Zahl der hier lebenden Künstler kann sich sehen lassen, nämlich 6,3 pro 1000 Einwohner – was sich in Rang neun niederschlägt. Völlig abgestürzt ist Potsdam allerdings bei der Zahl der Beschäftigten in dieser Branche. 2015 kam die Stadt hier noch auf Platz elf – dieses Jahr rutschte Potsdam auf den letzten Platz ab.
Mittelfeld bei Immobilienpreisen
Auch die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt haben sich die Forscher angeschaut. Die „beste“ Stadt ist dabei jene mit den höchsten Miet- und Kaufpreisen. Für den einzelnen womöglich schmerzhaft, repräsentierten hohe Immobilienpreise dennoch wirtschaftliche Stärke, so die Macher der Studie. Es sei zum Beispiel in München, wo die Preise seit Jahren steigen und so hoch sind wie sonst nirgends in der Bundesrepublik, auch nicht zu beobachten, dass dies hochqualifizierte Arbeitskräfte davon abhalte, in die Stadt zu ziehen. Im Gegenteil wollten immer mehr Menschen in die Stadt – trotz mittlerweile 14 Euro Miete pro Quadratmeter. Potsdam liegt bezüglich der Immobilienpreise wie im vergangenen Jahr im Mittelfeld (Rang 29). Die Statistik zeigt aber, dass auch hier die Preise kräftig gestiegen sind: um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 14,5 Prozent im Vergleich zu 2011. Noch deutlicher zogen die Kaufpreise für Wohnungen an: Um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und um 33 Prozent im Fünf-Jahres-Vergleich.
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