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Landeshauptstadt: Schlechtes Gewissen

ATLAS Von Kay Grimmer Es war ein cleverer Schachzug: Mitten im Einkauf für opulente Sonntagsessen für jene zu werben, die noch nicht einmal das Geld für ein normales Essen aufbringen können. Doch die Helfer der Potsdamer Tafel hatten Schwierigkeiten, ihre Botschaft an Mann und Frau zu bringen.

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ATLAS Von Kay Grimmer Es war ein cleverer Schachzug: Mitten im Einkauf für opulente Sonntagsessen für jene zu werben, die noch nicht einmal das Geld für ein normales Essen aufbringen können. Doch die Helfer der Potsdamer Tafel hatten Schwierigkeiten, ihre Botschaft an Mann und Frau zu bringen. Mit überquellenden Einkaufstaschen hetzten diese vorbei. Wieso? War es das schlechte Gewissen, mitten in der Entscheidung, ob man Kalbsragout oder Lachsfilet essen möchte, an jene erinnert zu werden, die sich gerade mal eine dünne Suppe leisten können? Das Desinteresse der meisten, der hektische Blick in die Schaufenster während man an der Tafel vorüber eilte, war jedenfalls ein trauriges Zeichen. Dabei wird auch in Potsdam die Lage dramatischer. Denn immer mehr stellen sich Tag für Tag an eine der fünf Ausgabestellen an. Es geht nicht darum, selbst ein Brot oder Aufschnitt zu spenden. Finanzielle Gaben und seien sie noch so klein, bedeuten viel. Denn dadurch wird das Gefühl vermittelt, an jene zu denken, die sich das Essen nicht einfach kaufen können. Und das schlechte Gewissen ist damit ebenfalls passé.

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