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Sport: Schlechtester Start aller Zeiten

Turbine Potsdam unterlag gestern auch daheim Aufsteiger Wolfsburg mit 0:1

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Als Conny Pohlers gestern um kurz vor 14 Uhr vom Fachmagzin „kicker“ als Torschützenkönigin der Saison 2005/06 mit der Torkanone geehrt wurde, war für Potsdams Turbine-Stürmerin die Fußball- Welt noch in Ordnung. Knapp zwei Stunden später schlich sie genauso frustriert vom Rasen des Karl-Liebknecht-Stadions wie der Rest ihrer Mannschaft. „Wenn wir gegen einen Aufsteiger nicht gewinnen, wann soll es denn dann klappen?“, fragte die 27-Jährige nach ihrem 200. (und für Potsdam 190.) Bundesliga-Spiel, das sie mit Turbine 0:1 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg verlor. In der Nachspielzeit schoss die erst fünf Minuten vorher eingewechselte Jennifer Horwege nach einem Klasse-Pass Cristianes aus spitzem rechtem Winkel mit ihrem Tor Turbine in die Krise.

Dabei hatte Pohlers gestern vor 1674 Zuschauern durchaus Chancen für ihr insgesamt 195. Bundesliga-Tor – doch vor allem eine gut aufgelegte VfL-Torfrau Stephanie Ullrich verhinderte das (25., 33., 37., 55., 83., 88.). Auch Turbines Neuzugang Aferdita Kameraj konnte Wolfsburgs Schlussfrau bei zwei Riesenchancen (20., 51.) nicht überwinden. Ullrich, im Sommer von Potsdam nach Wolfsburg gewechselt, verdeutlichte, was sie im Luftschiffhafen einst lernte. „Hier in Potsdam durfte ich nicht zeigen, was ich kann, jetzt darf ich es“, sagte sie nach dem Abpfiff. „Das waren drei wichtige Punkte gegen den Abstieg.“

Turbine steht dagegen in dieser Saison nach dem 2:3 in Essen und dem gestrigen 0:1 noch völlig ohne Punkt da. „So schlecht sind wir noch nie gestartet“, resümierte Trainer Bernd Schröder und erklärte: „Ich muss mich bei unseren Zuschauern für diese Vorstellung entschuldigen.“ Fast die komplette Mannschaft stand gestern neben ihren Töppen. Nadine Angerer zwischen den Pfosten war verbal kaum auf dem Platz. Die Abwehr zeigte große Unsicherheiten; Peggy Kuznik flog nach zwei Verwarnungen wegen Foulspiels gegen die einstige Potsdamer Brasilianerin Cristiane sogar vorzeitig mit Gelb-Rot vom Platz (61.). Im Mittelfeld wurden zu viele Duelle verloren, vorn zu viele Chancen versiebt; siehe oben. Auch Isabel Kerschowski, erst am Montag mit Magen- Darm-Problemen von der U19-EM-Qualifikation aus Mazedonien heimgekehrt, fehlte es an Durchsetzungsvermögen.

Schröder schloss nur Pohlers, Jennifer Zietz und Neuling Stefanie Draws aus seiner Generalkritik aus. „Wir hatten heute elf Spielerinnen auf dem Platz, aber keine Mannschaft“, grollte er. „Wenn wir so ein Spiel wie heute nicht kontrollieren und unsere Chancen gegen einen Gegner, der zum Auftakt 0:7 gegen Frankfurt verlor, nicht nutzen, haben wir ein schweres Jahr vor uns.“ Den Titel wolle er aber noch nicht abschreiben, „so lange rechnerisch noch etwas möglich ist.“ VfL-Coach Bernd Huneke sprach dagegen von einem „Highlight für uns“ und verriet: „Ich hatte meiner Mannschaft vor dem Spiel mit auf den Weg gegeben, sich am 1:0-Sieg unserer Profis gegen den FC Bayern München ein Beispiel zu nehmen.“ Das gelang. Und als i-Tüpfelchen sahen sich die Siegerinnen am Abend daheim gemeinsam mit den VfL-Profis Sönke Wortmanns WM-Film „Deutschland – Ein Sommermärchen“ an. Wie passend – für Wolfsburg.

Turbine: Angerer; Kuznik, Becher, Draws; Omilade, Hingst, Peter, Zietz; I. Kerschowski (62. M. Kerschowski), Pohlers, Kameraj (77. Schmidt).

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