Interview mit Potsdams Fanfarenzug-Gewinnern: „Schlicht, aber preußisch exakt“
Die 60 Mitglieder des Fanfarenzugs sind seit Sonntag aus Holland zurück: mit zwei Goldmedaillen vom World Music Contest, der alle vier Jahre stattfindet
Stand:
Herr Waelisch, die Meisterschaft in Kerkrade in Holland geht noch bis zum 28. Juli, der Fanfarenzug ist aber schon zurück – haben Sie nun schon richtig gewonnen?
Die Wettkämpfe gehen über drei Wochenenden. Wir waren gleich am ersten Tag dran, am 13. Juli, und haben in den Disziplinen „Show“ und „March“ Goldmedaillen gewonnen. Außerdem wurden wir Tagessieger.
Sie sind das sechste Mal in Kerkrade dabei, am Marsch-Wettbewerb haben Sie aber zum ersten Mal teilgenommen. Was ist der Unterschied zur „Show“?
Beim Marsch muss man einen auf dem Platz vorgegebenen Parcour ablaufen, mit Kurven und Figuren. Aber wir haben das ja schon öfter gemacht, wir waren ja schon mal Marsch-Weltmeister. Bei der Kategorie Show kann man bis zu 13 Minuten lang eine eigene Choreografie zu selbstgewählter Musik vortragen. Da haben wir schon unseren eigenen Stil, schlicht, was beispielsweise auch unsere äußere Erscheinung, unsere Kleidung betrifft, aber preußisch exakt.
Wir funktioniert die Wertung?
Die etwa 60 Teams treten an drei Wochenenden auf. Wer eine bestimmt Punktzahl erreicht, bekommt eine Gold- oder Silbermedaille. Anhand des Punktestands versucht man natürlich trotzdem, sich mit anderen zu vergleichen.
Die Potsdamer bekamen 88,33 Punkte in der Disziplin March und 86,36 für Show – können Sie denn damit noch überholt werden?
Wir rechnen schon damit, dass wir noch überholt werden, aber zunächst sind wir mit unserer Leistung sehr zufrieden.
Wer sind denn Ihre größten Konkurrenten?
Die Holländer sind europaweit führend, die sind auch die Sieger der vergangenen Jahre gewesen. Und dann sind die Bands aus Thailand und Indonesien, China und Mexiko gut. Aber so ganz repräsentativ ist das wiederum nicht: Nicht jede Band kann sich die Teilnahme an einem Wettbewerb, der weit weg ist, leisten.
Wohin fährt denn der Fanfarenzug als nächstes?
Für 2013 sind keine weiteren Wettkämpfe geplant. Nächstes Jahr findet ein nationaler Wettbewerb in Brandenburg a. d. Havel statt, das ist ein großes Event für uns. Und 2015 wollen wir an der Weltmeisterschaft der Marching- und Showbands im Kopenhagen teilnehmen.
Das ist günstig für die Reisekasse.
Ja, unsere Mitglieder müssen für die Reisekosten ja selbst aufkommen.
Ist denn der Fanfarenzug unter Jugendlichen heute noch angesagt?
Leider nein. Das ist keine Trendsportart, obwohl wir in Potsdam sehr bekannt sind. Und in den 50 Jahren, die wir bestehen, haben wir insgesamt über 5000 Mitglieder gehabt. Wir haben hier einen ganz guten Namen und viele Auftritte, aber wir sind immer auf der Suche nach neuen, jungen Mitgliedern.
Ab welchem Alter darf man mitmachen?
Mitmachen kann jeder ab acht Jahren, auch ohne Vorkenntnisse. Der Vereinsbeitrag ist gering und wir stellen Kleidung und Instrumente.
Die Fragen stellte Steffi Pyanoe
HINTERGRUND
Die jahrelangen DDR-Meister werden 1991 dreifacher Europapokalsieger, 1992 belegt der Fanfarenzug den ersten Platz beim Internationalen Musikwettstreit in Elst, Niederlande. 1993 fahren sie zum ersten Mal zur Calgary Stampede Parade nach Kanada, es reicht für den zweiten Platz. 1996 erkämpfen sie sich in Calgary sogar den ersten Platz. Ebenfalls einen ersten Platz gibt’s bei den Weltmeisterschaften der Marching Show Bands in Sydney, Australien, 1999. 2002 werden die Potsdamer Erste bei den Internationalen Marsch- und Showwettbewerben der Lage Landen Hamont, Belgien. 2003 gewinnen sie in Monza, Italien, in der Kategorie Fanfare den zweiten Platz. 2010 sind die Potsdamer Gastgeber der Weltmeisterschaften und belegen zweite und dritte Plätze, 2012 in Kanada erste, zweite und dritte Plätze. Am World Music Contest in Kerkrade nehmen sie zum sechsten Mal teil. (spy)
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