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Die Potsdamer Professorin Heike Hanada hat den Wettbewerb um das neue Bauhaus-Museum in Weimar gewonnen
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„Ich bin ein Papierarchitekt“, stellt Heike Hanada fest. Die Professorin an der Potsdamer Fachhochschule hat den Wettbewerb um das neue Bauhaus-Museum in Weimar gewonnen. Aber gebaut hat sie nach eigenen Worten bisher noch nichts. Jedenfalls keine öffentlichen Bauten, und das obwohl sie immerhin die „Grundlagen der Gestaltung“ unterrichtet und schon einige Wettbewerbe um repräsentative Gebäude gewonnen hat. Anderes, eher kommerziell ausgerichtetes, von ihr Gebautes existiert vielleicht: „Aber darüber spricht man nicht.“ Und der Baubeginn des Bauhaus-Museums hat sich nun erst einmal auf 2015 verschoben, Fertigstellung frühestens 2017.
„Ästhetik ist mir sehr wichtig“, stellt die Professorin fest. Dies unterstreicht ihr Entwurf für das Bauhaus-Museum, der durch seine architektonische Klarheit besticht. Ein schlichter Würfel, raffiniert strukturiert, gegliedert und verkleidet. Ein kompliziertes Innenleben garantiert optimale Belüftung und Beleuchtung. Schwarze, geätzte Glasscheiben ummanteln den lichtundurchlässigen Block. Fenster hat der Ausstellungsraum nicht. Das Museum steht erhöht auf einem steinernen Sockel, so dass es zur monolithischen Raumskulptur erwächst.
Trotz seiner kantigen Präsenz wirkt der opake Würfelbau nicht einschüchternd. Er behauptet sich selbstbewusst im urbanen Raum. Was auch notwendig ist. Schließlich steht nicht weit davon das ehemalige Gauforum der Nationalsozialisten, in dem sich heute die thüringische Landesverwaltung befindet. Bullig und raumgreifend zeigt der Nazibau in Stein gemauerte Ideologie, er sollte Macht demonstrieren. Auf der anderen Seite der Stadtarchitektur findet sich das kulturell konnotierte „klassische Weimar“.
Hanada möchte die beiden Pole Klassik und Geschichte verbinden. Dazu setzt sie auf das hermetische Volumen und die bestechend klare Gliederung des geplanten Museumsbaus. Dabei lässt sie sich von Mies van der Rohe inspirieren, der ebenfalls für seine klar strukturierten Baukörper bekannt ist. Ein Wasserbecken auf dem Vorplatz des geplanten Bauhaus-Museums ist nicht zuletzt eine Referenz an den großen Architekten, ebenso wie der Steinsockel. Das weit gefasste Gewässer solle einen Hauch von Entgrenzung und Unendlichkeit verströmen, erklärt Heike Hanada.
Das Verschwinden-lassen der Grenzen im Raum und von Außen und Innen charakterisiert den Baustil Hanadas. Auch der geplante und nicht realisierte Entwurf eines Restaurants im Park von Sanssouci verbindet fließend Innen- und Außenraum. Mit verschiebbaren Paneelen, möglicherweise aus Papier, und offenen Säulengängen sollte sich das Restaurant in die schöne Parkanlage einfügen. Als offen gedachter Raum sollte es mit dem Garten verschmelzen. Der Entwurf Hanadas hätte vermutlich aber das verfügbare Budget gesprengt.
Die verschiebbaren Wände des Restaurantentwurfs muten japanisch an. Sie habe nicht geplant, sich an japanischer Architektur zu orientieren, aber es sei nicht ausgeschlossen, dass diese ihren Entwurf beeinflusst habe, stellt die Architektin fest. Sechseinhalb Jahre hat die Mutter von zwei Kindern mit ihrem Mann in Japan gelebt. Sie habe versucht, das Land zu verstehen. Aber nach einer anfänglichen Begeisterung habe sie doch festgestellt, dass immer ein Gefühl der Fremdheit blieb, gegenüber dem anderen Leben und Denken in Asien.
Mit einer Promotion wollte sie in dem fremden Land erforschen, wie die Topografie, in der ein Mensch lebt, das räumliche Denken beeinflusst. „Es ist ein Unterschied, ob ich am Meer oder im Schwarzwald aufwachse. Der Gedanke an Holzwege liegt im Forst näher als an der Nordsee“. Heike Hanada vermutet, dass die lokale Umwelt nicht nur die Sprache formt, sondern auch das Raumgefühl beeinflusst und sich dies dann im planerischen Denken des Architekten niederschlägt. „Letztlich ist es aber eine Fragestellung, die sich wissenschaftlich nicht beweisen lässt“, konstatiert sie. Deshalb gab sie in Übereinstimmung mit ihrem Doktorvater die Arbeit nicht ab. Eine Architektin könne sich in gleicher Weise durch die praktische Anschauung profilieren.
Den Eingrenzungen und Vorgaben, denen sie Architektur stets unterworfen ist, entgeht Heike Hanada gelegentlich indem sie künstlerisch arbeitet. Ebenso wie ihre Baukörper spielt ihre Kunst auf leichthändige, sensible Weise mit Raumstrukturen- und Volumen. „Diese Freiheit im Denken und das Suchen nach eigenen Wegen möchte ich auch meinen Studenten vermitteln“, erklärt die Professorin für Gestaltung. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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