Landeshauptstadt: Schloss-Areal: Streit um Grabungen
2,5 Millionen Euro für archäologische Erkundungen / Stadt und Land uneinig über Mehrkosten-Risiko
Stand:
Innenstadt - Bleiben archäologische Schätze der Vergangenheit in Potsdams Mitte verborgen, weil die Ausgrabungen zu teuer sind? Im Zuge der Vorbereitungen des Areals am Alten Markt für den Landtagsneubau gibt es Diskussionen zwischen Stadt und Land über die Kosten der gesetzlich vorgeschriebenen Grabungen. 2,5 Millionen Euro hat die Stadt dafür vorgesehen – 250 Euro pro untersuchtem Quadratmeter. Das Geld kommt aus dem Topf für das Sanierungsgebiet Potsdamer Mitte, der über Förderprogramme und Grundstücksverkäufe gefüllt ist.
Der Sanierungsträger Potsdam, als städtischer Treuhänder für die so genannte Baufeldfreimachung des ehemaligen Schlossgrundrisses zuständig, hat am 1. Juni den Antrag auf eine „denkmalrechtliche Erlaubnis“ für die Grabungen gestellt. Darüber befinden müssen die Untere Denkmalschutzbehörde und das Landesamt für Denkmalpflege. Der Zeitplan sieht vor, so erklärte gestern Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) auf PNN-Anfrage, dass ab August dieses Jahres bis Ende September 2008 gegraben werden kann.
Unklar scheint jedoch, was passiert, wenn die archäologischen Untersuchungen mehr als 2,5 Millionen Euro kosten. Die Stadt könne für Mehrkosten auf keinen Fall aufkommen, so von Kuick-Frenz. Das Brandenburger Kulturministerium als oberste Denkmalschutzbehörde des Landes schließt teurere Grabungen als bisher kalkuliert aber nicht aus. „Die Kosten sind nicht abschließend zu beziffern“, sagte Sprecher Holger Drews auf PNN-Anfrage. „Dass es eine Finanzierungslücke geben kann“, sei allen Beteiligten klar. Zumal die bisher zur Verfügung stehenden 250 Euro pro Quadratmeter laut Drews „keine außergewöhnlich hohe Summe“ seien. Baubeigeordnete von Kuick-Frenz kündigte gestern bereits an, es werde weitere Gespräche mit dem Land und dem Kulturministerium geben müssen. Ähnlich drückt es Erich Jesse, Chef des Sanierungsträgers aus: „Wer meint, wir müssen für mehr Geld graben, muss das Geld mitbringen.“
Dennoch sollen heute die Potsdamer Stadtverordneten einer Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt und Land zum Neubau des Landtages zustimmen. Mit dieser verpflichtet sich die Stadt, das 12 000 Quadratmeter große Areal bis zum 1. Juli 2008 baufertig an das Land zu übergeben. Die Vereinbarung beinhaltet auch die Planung für die Ausgrabungen – die entsprechenden Dokumente sollen jedoch erst morgen an die Stadtverordneten ausgereicht werden. Darin ist nach Aussagen der Baubeigeordneten festgelegt, welche Bodendenkmale erhalten und welche nach Untersuchung freigegeben werden sollen. Es sei geplant, so von Kuick-Frenz, die Überreste eines Weinkellers und eines Eckturms sichtbar in den Landtagsneubau einzubeziehen.
Bei bisherigen Grabungen am Alten Markt wurde ein ganzes mittelalterliches und frühneuzeitliches Stadtquartier entdeckt; auch wurde eine mittelslawische Befestigungsanlage aus dem 8. bis 9. Jahrhundert nachgewiesen und ein spätneolithisches Körpergräberfeld.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: