Landeshauptstadt: Schloss-Demo, die vierte
200 Teilnehmer / Mehr als 3300 Unterschriften
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Innenstadt - Zur vierten Pro-Stadtschloss-Demonstration haben sich gestern Abend nur noch knapp 200 Potsdamer auf dem Alten Markt versammelt. Vergangenen Montag standen noch rund 500 Teilnehmer vor der Nikolaikirche, um für den Wiederaufbau des ehemaligen Stadtschlosses einzutreten. Auch die Zahl der Unterschriften der Schlossbefürworter auf der Internetliste unter www.landtag-in-die-mitte.de steigt mittlerweile langsamer an: Insgesamt hatten gestern Abend bereits 3370 Menschen unterschrieben. Selbst ehemalige Potsdamer, die jetzt in den USA leben, haben sich in die Liste eingetragen, aber auch Mitglieder des preußischen Hochadels wie Susann Prinzessin von Preußen.
Die Demonstration hatte die „Initiative für den Wiederaufbau des Stadtschlosses und den Umzug des Landtags in die Potsdamer Mitte“ organisiert. Trotz der niedrigeren Teilnehmerzahl, hielten einige Bürger kämpferische Reden: Wigor Webers vom Bonn-Club erinnerte daran, dass einst im 17. Jahrhundert das „Toleranzedikt von Potsdam vom Stadtschloss aus“ verkündet wurde. Dies sei ein gutes Markenzeichen für einen Landtag – zumal dieser der heutige Souverän wäre und somit ins Schloss gehörte, so Webers. Er wies daraufhin, dass viele der Wiederaufbau-Kosten, die jetzt der Linkspartei.PDS als Argument gegen die Rekonstruktion dienten, von deren Vorgängerpartei SED verursacht wurden. Ein anderer Redner rechnete vor, dass der Bau des Landtagsschlosses nur dadurch teurer als die Sanierung des Landtagssitzes auf dem Brauhausberg würde, weil das Schloss auch einer Berlin-brandenburgischen Länderfusion standhalten solle. Darum würde es für 150 statt für nur 88 Abgeordnete geplant. Auch einige Kommunalpolitiker demonstrierten gestern mit. Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke kritisierte, dass die Diskussion beim jüngsten Stadtforum „nicht vom Land aufgenommen wurde“. Es bedürfe eines Dialogs, der ernsthaft von beiden Seiten geführt werden müsse, so Hüneke. SPD-Stadtfraktions-Vorsitzender Mike Schubert bedankte sich bei dem Kundgebungs-Teilnehmern für ihr Engagement: „Sie haben mir persönlich wieder Mut gegeben, dass wir dieses Problem noch lösen können“, so Schubert.
Kabarettistin und Mitorganisatorin Barbara Kuster führte ein autobiografisches Stück über das Stadtschloss auf. Ihre Kindheitserinnerungen rührten einige der älteren Demo-Teilnehmer zu Tränen. Schubert bekam davon nichts mehr mit. Er musste zur Fraktionssitzung. Denn bis zur morgigen Tagung des Stadtparlaments wollen die Stadtverordneten eine Lösung für das Schloss finden.just
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