Landeshauptstadt: Schloss-Steine im Klinikum entdeckt
Experten: „Ein großartiger Fund“ / 600 Original-Teile werden wiederverwendet
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Innenstadt - 80 zum Teil bedeutsame Fragmente der Fassade des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses sind bei Bauarbeiten auf dem Gelände des Klinikums „Ernst von Bergmann“ aufgetaucht. Beim Abtragen einer zur Böschungssicherung errichteten Mauer kamen die Sandstein-Elemente zum Vorschein, informierte gestern Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann. „Einen großartigen Fund“ nennt Annika Probst von der Berliner Firma Pro Denkmal das aufgetauchte Schlossmaterial. Darunter befinden sich 30 Natursteinplatten aus dem Sockelbereich der Fassade, Bruchstücke aus der Fensterrahmung sowie ein wertvolles Pilasterkapitell (Säulenabschluss).
Die Firma Pro Denkmal erfasst im Auftrag des Potsdamer Finanzministeriums alle noch vorhandenen Elemente der originalen Knobelsdorff-Fassade, so Annika Probst. Wie sie den PNN gestern sagte, sollen im Zuge der 20-Millionen-Euro-Spende des Software-Milliardärs Hasso Plattner nun alle verwendungsfähigen Originalbauteile wieder in die Fassade eingebaut werden. Knapp 1000 Teile seien bislang aufgetaucht, etwa 600 von ihnen kehren in die Fassade zurück. „Drei bis fünf Prozent der Fassade“, erklärte Annika Probst, könne auf diese Weise mit Originalteilen rekonstruiert werden: „Das hört sich wenig an, ist aber ein schönes Ergebnis.“ An den Giebelseiten der Kopfbauten zum Alten Markt würden die Fassadenteile sogar „replatziert“ – sie kommen genau da hin, wo sie sich vor der Zerstörung des Stadtschlosses auch befanden. Andere Elemente sollen „material- und bauteilgerecht“ wiederverwendet werden, wenn auch ihre genaue örtliche Zuordnung nicht mehr gelingt. Die 80 Schlossteile des Klinikums sind der Schlösserstiftung übergeben worden. Stiftungskustodin Saskia Hüneke zeigte sich gestern gegenüber den PNN hocherfreut über die Funde. Sie böten als dreidimensionale Objekte für die Fassadenrekonstruktion weit mehr Informationen als Fotos. Saskia Hüneke lobte den Chefpathologen des Klinikums, Prof. Hartmut Lobeck, der darauf aufmerksam gemacht habe, dass bei den Bauarbeiten „etwas mit Profil“ aufgetaucht sei. Die Gartenmauer wurde Saskia Hüneke zufolge 1960 errichtet, das Stadtschloss war nach schwerer Beschädigung durch Fliegerbomben 1945 zwischen November 1959 und April 1960 im Auftrag der DDR-Führung trotz möglicher Substanzerhaltung gesprengt und abgetragen worden. Wie Pro Denkmal-Mitarbeiterin Annika Probst sagte, wurden viele Schlossteile beim Bau des 1999 ebenfalls abgetragen Ernst-Thälmann-Stadions verwendet. Guido Berg
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