
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Schloss verloren, Schloss gewonnen
Das Ingenieurbüro Zauft wird 20 Jahre alt – und hat beeindruckende Referenzen
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Babelsberg - Man merkt, dass es ihn immer noch wurmt. „Es ist schon schade“, sagt Dieter Zauft. „Den Landtag hätten wir gerne gemacht.“
Mit „gemacht“ meint Zauft Tragwerksplanung und Statik. Denn das wohl bekannteste Potsdamer Bauplanungsbüro hatte sich mit einer Baufirma zusammengetan und um Bau und Betrieb des Landtagsschlosses am Alten Markt beworben. Bekanntlich hat der Baukonzern BAM das Rennen gemacht, Zauft wurde Zweiter. „Der erste Verlierer“, sagt er.
Doch auch ohne Landtag liest sich die Referenzliste der Dr. Zauft Ingenieurgesellschaft beeindruckend: Praktisch an allen Objekten in der Schiffbauergasse war sie beteiligt, Oracle, VW Design Center, Hans Otto Theater, die Firma machte die Tragwerksplanung für das Stadion der „Alten Försterei“ in Berlin, auch für das Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg. Heute feiert das Unternehmen seinen 20. Geburtstag.
Angefangen hat alles in Wittstock an der Dosse. Dort wurde Firmengründer und Namensgeber Dieter Zauft 1947 geboren. Nach der Schule machte er sein Abitur und lernte gleichzeitig einen Beruf – ein in der DDR übliches Modell. Zauft entschied sich für den Baufacharbeiter. Das Technische gefiel ihm – also studierte er in Weimar Bauingenieurwesen. „Vor allem die mathematisch-naturwissenschaftliche Seite hat mir Spaß gemacht“, sagt er. „Da war es ganz logisch, dass ich Tragwerksplaner wurde.“ Und „weil ich ein heimatverbundener Mensch bin“, in Wittstock aber nicht viel los war, ging er 1975 in die Bezirkshauptstadt, nach Potsdam. Bei der Staatlichen Bauaufsicht blieb Zauft bis zur Wende, arbeitete als Prüfstatiker am Bau der Plattenbausiedlungen mit, an Schulen, Kitas, Kaufhallen. Nach der Wende wurden die Bezirksstatiker von Cottbus, Frankfurt und Potsdam zu Prüfgruppen unter Landeshoheit zusammengefasst – „doch da sollten wir nur noch begutachten, eigene Lösungen entwickeln war nicht mehr gefragt“, sagt Zauft. Also hob er 1991 gemeinsam mit Lutz Lehmann das Ingenieurbüro aus der Taufe.
Über die Jahre machte es sich in Potsdam und darüber hinaus einen Namen. Die Erfahrungen waren es schließlich auch, die Zauft den heute größten und, wie er sagt, auch spannendsten Auftrag bescherten – die Prüfung der bautechnischen Gutachten für den neuen Flughafen in Schönefeld. „Da ist alles dabei“, schwärmt Zauft, „Massivbauweise, Stahlskelettbau, Stahldach, Verglasung.“
Die fachliche Kompetenz hat Zauft gerade einen neuen Auftrag eingebracht. Kam er beim Potsdamer Stadtschloss nicht zum Zuge, darf er nun beim Berliner mitwirken. Beim „Humboldtforum“ ist Zaufts Büro für den Wärmeschutz zuständig. Und auch in der Potsdamer Mitte macht er sich noch Hoffungen. Schließlich wird ja auch noch die Alte Fahrt bebaut. „Die Tragwerksplanung für den Palast Barberini“, sagt er lächelnd. „Das wäre schon toll.“ Peer Straube
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