Landeshauptstadt: Schlösserstiftung gegen 100 neue Häuser
Bornstedt: Streit um Semmelhaack-Bauten und Krongut-Parkplatz / Projektentwickler warnt vor „Fiasko“
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Bornstedt: Streit um Semmelhaack-Bauten und Krongut-Parkplatz / Projektentwickler warnt vor „Fiasko“ Bornstedt - Der Streit um die Zukunft des ehemaligen Gärtnerei-Areals zwischen Ribbeck- und Blumenstraße in Bornstedt geht weiter: Heute Abend soll im Bauausschuss der Stadtverordnetenversammlung über den Bebauungsplan-Entwurf der Verwaltung diskutiert werden. Er sieht den Bau von 100 Einfamilienhäusern und eines Parkplatzes mit 300 Auto- und zehn Busstellplätzen für die Touristenattraktion Krongut Bornstedt vor. Gegen diese Pläne hat sich gestern die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ausgesprochen. „Die Stiftung wird dieses Vorhaben weiter ablehnen“, sagte Sprecherin Elvira Kühn auf PNN-Anfrage. Ihre letzte Stellungnahme dazu habe die Stiftung im Jahr 2001 abgegeben. Sie bleibe dabei, dass die historische Ortslage Bornstedt und das Weltkulturerbe geschützt werden müssten. Gegner hat das Vorhaben zudem unter den Anwohnern der Ribbeckstraße – auch wenn es in der „Bürgerinitiative Italienisches Dorf Bornstedt“ offenbar unterschiedliche Meinungen gibt. Bürgerinitiativen-Mitglied Erhard-Günter Metz kritisierte gestern, dass die Stadt „einseitig“ festgelegt habe, weitere Besprechungen mit den Bürgern zum Vorhaben seien nicht mehr notwendig. Daraufhin habe sie auch nicht mehr informiert. Falsch sei auch Aussage im Bebauungsplan-Entwurf, die Fragen zur Unterbringung der Parkplätze und dem Verhältnis der neuen Bebauung zum historischen Dorfkern seien „ebenfalls einer grundsätzlichen Klärung zugeführt“ worden. Es bestehe in vielen Grundsatzfragen „noch immer kein Konsens“. Die „demokratische Suche nach einem Konsens“ habe die Stadt offensichtlich „zu Gunsten einseitiger, autokrater Festlegungen“ eingestellt, so Metz. Die 100 Einfamilienhäuser und der Krongut-Parkplatz sollen nach dem Willen der Stadt vom Immobilienunternehmen Semmelhaack gebaut werden. Dabei soll Semmelhaack den Parkplatz bezahlen und im Gegenzug dafür das 110 000 Quadratmeter große ehemalige Gärtnereigelände entwickeln können. Die etwa 15 Anlieger des Geländes hätten ihre Grundstücke längst notariell an Semmelhaack verkauft, sagte gestern der Berliner Projektentwickler Alexander Wiedemann. Die Eigentümerwechsel kommen nach PNN-Informationen aber juristisch erst zustande, wenn die Flächen als Bauland ausgewiesen sind. Dies wäre erst der Fall, wenn die Stadtverordneten den entsprechenden Bebauungsplan-Entwurf abgesegnet haben. Sollte dies nicht geschehen, drohe ein „Fiasko“, sagte Projektentwickler Wiedemann. Sowohl das Krongut, das auf einen Parkplatz in der Nähe angewiesen sei, als auch Semmelhaack und er selbst könnten dann Schadenersatz fordern. Immerhin sei die Entwicklung des Gärtnerei-Geländes bereits seit zwölf Jahren im Gespräch, mehrere potenzielle Investoren abgesprungen. Wiedemann betonte, Semmelhaack müsse sich bei der Bebauung mit Einfamilienhäusern an zuvor festgelegte Gestaltungsvorgaben halten. „Zu eng und zu uniform“, wie Kritiker die bisherigen Semmelhaack-Projekte bezeichneten, werde das Areal zwischen Ribbeck- und Blumenstraße nicht bebaut. Man rechne mit einer Fläche von 600 Quadratmetern pro Haus. Der Parkplatz mit einer Einfahrt von der Potsdamer Straße aus werde, so der Projektentwickler, „mehr Grün als alles andere“ sein. Seien normalerweise 24 Quadratmeter pro Stellplatz vorgesehen, solle dieser Parkplatz 65 Quadratmeter pro Pkw haben. Wiedemann räumte ein, dass der Parkplatz nicht „das Non-Plus-Ultra“ sei, aber daran sei nicht der Investor schuld: „Dann hätte man das Krongut so nicht genehmigen dürfen.“ Die meisten Krongut-Besucher – mehr als 500 000 waren es im vergangenen Jahr – stellen ihre Autos bisher auf einem Interimsparkplatz auf der Seeseite der Ribbeckstraße ab. Bis zu diesem Sommer durften auch Reisebusse in die Ribbeckstraße fahren. Mitglieder der Bürgerinitiative „Italienisches Dorf Bornstedt“ sehen keine Notwendigkeit für den Bau des Krongut-Parkplatzes in unmittelbarer Nähe – und auch nicht für die Einfamilienhaus-Bebauung. Beides schade dem historischen Dorfkern. Ein Parkplatz für das Krongut könne an der Tram-Schleife an der Kirschallee gebaut werden, meint Ribbeckstraßen-Anwohner Erhard-Günter Metz. Dort entstünden Einkaufsmärkte, für die sowieso Stellplätze benötigt würden. Projektentwickler Wiedemann hingegen sieht die Bürgerinitiative „Italienisches Dorf Bornstedt“ als nicht legitimierten Gegner an. Er habe im April dieses Jahres 120 Unterschriften von Anwohnern gesammelt, die sich für Bebauung und Parkplatz ausgesprochen hätten. Die Stadtverwaltung wollte sich gestern zum Bebauungsplan-Entwurf nicht äußern. Gerüchten, wonach das Krongut Bornstedt vielleicht in Zukunft gar keine Parkplätze mehr brauchen könnte, weil es zum Verkauf stehe, widersprach gestern der Berliner Eigentümer Frank F. Fischer. „Es ist nichts beabsichtigt“, sagte er auf PNN-Anfrage. Cees Zonneveld, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Kronguts, wollte sich zu Verkaufsspekulationen nicht äußern. „Ich sehe das Krongut gesichert in die Zukunft gehen“, so Zonneveld.
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