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Landeshauptstadt: Schlossstreit eskaliert

Scharfe Vorwürfe gegen Finanzminister Markov

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Innenstadt - Drei Tage vor dem ersten Spatenstich für den Landtag haben sich Knobelsdorff-Verfechter und das Land als Bauherr wieder tief in ihren Schützengräben verschanzt. Die geplanten Abweichungen von der originalen Stadtschlossfassade bringen sowohl die Bürgerinitiative „Mitteschön“ als auch den Stadtschlossförderverein auf die Barrikaden.

Wie berichtet, hatte die Ingrid Mattern, Sprecherin von Finanzminister Helmuth Markov (Linke) am Freitag erklärt, von einer Rekonstruktion der Außenfassade des Schlosses könne „keine Rede sein“, es handele sich um einen „Neubau für ein Landtagsgebäude“, dessen Gestalt „so weit es geht an Knobelsdorff angenähert“ werde. Sie sei „entsetzt“ über diese Äußerungen, sagte „Mitteschön“-Sprecherin Barbara Kuster gestern. Die Bevölkerung sei von einer Rekonstruktion der Fassade ausgegangen. Die 20-Millionen-Euro-Spende von Hasso Plattner sei dafür der „Garant“ gewesen. „Mitteschön“ und Stadtschlossverein hätten sich unter „großer Überwindung“ vielen „Kompromissen“ gefügt, etwa beim eingeengten Innenhof und der „stark veränderten Dachgestaltung“. Die jetzige Situation sei „nicht mehr zu ertragen“, sagte Kuster. Es sei Zeit, dass sich die Bürger, die Stadtverordneten und der Oberbürgermeister zu Wort melden und „ihr Recht auf ihr ,Geschenk’ einklagen“.

Als „nicht verständlich und nicht zu akzeptieren“ kritisierte Joachim Kuke, Vizechef des Stadtschlossförderverein die Äußerungen aus dem Finanzministerium. An „eigentlich allen Parametern“ des Stadtschlosses seien Änderungen geplant worden. Damit werde nun „im Großen wie im Kleinen erheblich von der historischen, Knobelsdorffschen Form abgewichen“. Man müsse sich fragen, was eigentlich mit der „unglaublich großzügigen“ Privatspende Plattners geschehen sei, die zur Wiederherstellung der originalen Fassaden gedacht gewesen sei, so Kuke.

In scharfer Form attackierte Saskia Ludwig, Vizefraktionschefin der CDU im Landtag, Finanzminister Markov. Dessen „Ermächtigungsplan“, mit dem er eine „geschichtslose Kulkafassade“ errichten wolle, zeuge von einer „nicht vorhandenen kulturellen Identität und mangelnder historischer Verantwortung“, sagte Ludwig. Peter Kulka ist bekanntlich der Architekt des Landtags. Markov gehe „nicht nur respektlos, sondern verachtend“ mit der Verantwortung um, die ihm das Parlament als Bauherrn übertragen hatte.

Der Streit um den Grad der Originalität der Knobelsdorff-Fassade war am Wochenende abermals heftig entbrannt. Die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke, zugleich „Mitteschön“-Mitglied, hatte dem Land schwerwiegende Abweichungen von der historischen Schlossgestalt durchsetzen zu wollen. Vor allem die Maße der Risalite an den Seitenflügeln und zur Lustgartenseite hin stimmten nicht, so Hüneke. Damit werde der „strenge fachliche Anspruch“ bei der Rekonstruktion der Fassade infrage gestellt. Markovs Sprecherin Mattern hatte mit Verwunderung reagiert. Die Funktion als Landtag habe „geringfügige“ Auswirkungen auf die Außenmaße. P. Straube

P. Straube

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