Aus dem GERICHTSSAAL: Schluckspecht mit stolzen 3,33 Promille

Aus dem GERICHTSSAAL Die meisten Leute lägen mit 3,33 Promille handlungsunfähig in der Ecke. Michael M. (44, Name geändert) kann in diesem Zustand sogar noch Rad fahren – wenngleich nicht mehr ganz spurtreu. Deshalb fiel er der Polizei am 4. März auch auf. Die zog den Schluckspecht aus dem Verkehr und erstattete Anzeige. Jetzt musste sich der Lockenkopf im beschleunigten Verfahren vor dem Amtsgericht verantworten. „Das ist ja tatsächlich eine Schnapszahl, die da bei Ihnen gemessen wurde“, konstatiert der Vorsitzende. Michael M.gibt unumwunden zu, gut trainiert zu sein. Entwöhnungstherapien habe er abgebrochen, mehrfach versucht, alleine vom Hochprozentigen loszukommen. „Hat aber alles nicht geklappt. Ich kann ohne Alkohol nicht leben“, schätzt der Angeklagte ein. Gerade deshalb sei es nötig, die angebotene Hilfe anzunehmen, wenigstens eine ambulante Suchtberatung aufzusuchen, entgegnet die Bewährungshelferin des mehrfach wegen Alkoholdelikten Vorbestraften. Der glaubt allerdings: „Ich bin übertherapiert, mich kann sowieso keiner retten.“ Eigentlich – so der Arbeitslose – habe er keine Freude am Trinken. Doch stressige Situationen ließen ihn immer wieder zur Flasche greifen. An jenem Märzabend habe er einen bösen Streit mit seiner Freundin – einer bekennenden Buddhistin, die Alkohol und Nikotin verabscheue – ausgefochten, in deren Verlauf sie ihn schließlich vor die Tür setzte. „Da habe ich mich auf eine Parkbank gesetzt und besoffen.“ Irgendwann sei er auf sein Fahrrad gestiegen. „Weit bin ich aber nicht gekommen, da waren schon die Grünen hinter mir“.„Dass Sie Ihre Bewährung auf Spiel setzen, wenn Sie eine erneute Straftat begehen, war Ihnen wohl nicht bewusst“, gibt der Richter zu bedenken und verurteilt den Potsdamer wegen vorsätzlicher Trunkenheit im Verkehr zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten, ausgesetzt zu zweieinhalbjähriger Bewährung, sowie 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit.hoga