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Jede Imbiss-Bude hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei? Nicht mit den Schlaatzern, die sich mit Unterschriften wehren.

© Andreas Klaer

Von Guido Berg: Schluss für Imbiss

Stadt will Fastfood-Stand am Bisamkiez räumen lassen. Die Betreiber und die Schlaatzer wehren sich

Stand:

Am Schlaatz - Die von der Stadt Potsdam erst gestern gegenüber den PNN bekräftigte Ankündigung, eine Imbiss-Bude an der Tram-Haltestelle Bisamkiez räumen zu lassen, droht zu einem Politikum zu werden. Stadtsprecherin Regina Thielemann bekräftigte gegenüber den PNN, die Stadt beabsichtige, „diese Beräumung nunmehr durchzusetzen“. Die Betreiber der Imbiss-Bude, Saban Yilmaz und Grit Moser, weigern sich dagegen, der bereits im Frühjahr 2008 zugestellten Aufforderung zur Aufgabe ihres Geschäfts zu folgen: „Wir wollen bleiben“, insistiert Grit Moser. Beide verweisen vielmehr auf eine Liste mit 500 Unterschriften der Schlaatzer Bürger, die sich für einen Verbleib der Imbiss-Bude aussprechen. Kunden kündigten gestern Abend gegenüber den PNN aktiven Widerstand gegen eine gewaltsame Lösung an: „Wir besetzen das Ding. Wir setzen uns aufs Dach“, sagte ein junger Mann. Die Imbiss-Bude sei die einzige Möglichkeit im weiten Umkreis, wo die Leute nach der Arbeit schnell und preiswert etwas essen könnten. „Hier kann jeder den Hamburger so essen, wie er ihn möchte“, so eine Imbiss-Kundin.

Grit Moser und Saban Yilmaz, die den seit 14 Jahren existierenden Imbiss-Wagen seit 2003 kontinuierlich bewirtschaften, werfen dem Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und seinem Büro Scheinheiligkeit vor. Noch vor der Landtags- und Bundestagswahl am 27. September habe Jakobs gegenüber Potsdam TV erklärt, er werde sich des Problems annehmen. Grit Moser zufolge habe ihr der Büroleiter des Oberbürgermeisters noch kurz vor den Wahlen persönlich versprochen, sie bliebe „nicht allein mit ihrem Problem“. Nur sei der, der in der Stadtverwaltung helfen könne, „gerade im Urlaub“. Bereits am Dienstag nach dem Wahlsonntag habe die Stadt mitgeteilt, ein Alternativ-Standort könne nicht angeboten werden. Saban Yilmaz, dessen Imbiss-Wagen noch kurz vor den Wahlen im September ein Porträtbild von Jann Jakobs zierte, kündigte an, sollte die Stadt ihre Räumungspläne nicht zurücknehmen, werde er sich bei der Oberbürgermeisterwahl 2010 für seinen Konkurrenten Hans-Jürgen Scharfenberg stark machen. Er lebe seit 20 Jahren in Deutschland und habe noch nie Geld vom Sozialamt bezogen. Besonders empört den aus Ankara Stammenden, dass ihm eine Mitarbeiterin des Gewerbeamtes geraten habe, er solle doch ein Schloss an der Buden-Tür anbringen und künftig von Hartz IV leben.

Grundlage der Initiative der Verwaltung gegen die Imbiss-Bude sei der vom Stadtparlament beschlossene städtebauliche Rahmenplan Schlaatz, der am Imbiss-Standort eine Grünfläche mit Bänken vorsieht. Wie Stadtsprecherin Thielemann mitteilt, habe es im Vorfeld Beschwerden mehrerer Wohnungsunternehmen „über urinierende Kioskkunden“ gegeben. Die „Straßensondernutzungsgenehmigungen“ für den Standort sei am 31. Dezember 2007 ausgelaufen, eine neue werde in Potsdam für Imbiss-Angebote auf städtischen Grünflächen generell nicht mehr erteilt. Gleichsam verweist die Sprecherin auf mehrere leer stehende Ladenlokale, die von den Betreibern als Alternative zur Imbiss-Bude in Betracht gezogen werden sollten.

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