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Landeshauptstadt: Schnäppchenjagd am Hauptbahnhof

In den Bahnhofspassagen werden Fundstücke der Lufthansa versteigert

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Willi Domröse lauert. Auf seinem weißen Plastikstuhl sitzt der 68-Jährige mit dem Oberkörper leicht nach vorne gebeugt und verfolgt das Auktionsgeschehen, das am gestrigen Freitag in den Bahnhofspassagen stattfand, mit äußerster Wachsamkeit. Er wartet auf den geeigneten Augenblick bei der Lufthansa-Auktion zurück gebliebener Koffer und verlorener Wertsachen. In rasendem Tempo bot Auktionator Willi Wendt die Fundstücke an und hämmerte mit seinem kleinen Hämmerchen mehrmals pro Minute auf seinen Tisch.

Den Schnäppchenjäger erwartet ein riesiger Berg aus Trolleys, Reisetaschen, Hartschalenkoffer, Rucksäcke und derlei Gepäck mehr. Nicht etwa die Reste, die tags zuvor keiner haben wollte und liegen geblieben sind, sondern eine neue Fuhre. „Ein Zwölftonner und ein kleiner Bus war voll für die zwei Auktionstage“, klärt seine 29-jährige Tochter Maren Wendt auf. Die Arbeit mache ihr noch Spaß, aber der Blick in den Koffer wäre kein Vergnügen mehr – es seien einfach zu viele. Und was teilweise „auf einer Rückreise liegen geblieben ist, riecht nicht immer lecker“, fügt sie hinzu und verzieht etwas das Gesicht dabei. Es würden aber nicht nur Koffer versteigert, sondern auch Einzelfundstücke wie Kameras, Laptops, Handys, MP-3-Player, Brillen, Schmuck, ...

Bei Taschen mit Reißverschluss wird teilweise der Inhalt dem Auktionspublikum gezeigt. Bei Dingen, die sich einer einfachen Zuordnung entziehen, folgt häufig Gelächter. Und nicht alles wird versteigert. Ist das Gebot zu niedrig, lässt es der Auktionator wieder zurücklegen. Wer an der Versteigerung teilnehmen möchte, müsse nur den blauen Adresszettel ausfüllen und bekomme dafür ein grünes Bieterschild, erklärt seine Frau, die 59-jährige Birgit Wendt. „Auf den Auktionspreis wird dann noch 18 Prozent für das Auktionshaus draufgeschlagen.“ Nur für diesen Zuschlag müsse man noch 19 Mehrwertsteuer zahlen. Die Mehrwertsteuer für den versteigerten Gegenstand zahle die Lufthansa, erläutert sie. Bezahlt werden müsse sofort nach dem Zuschlag und in bar, fährt sie fort.

Willi Domröse lässt sein Bieterschild mit der Nummer 86 nach gut zwei Stunden immer noch nach unten hängen. Er möchte „nicht den Kleidermüllbeutel füllen“, sagt er – und lauert weiter. Wer es ihm gleich tun möchte, hat heute noch ein weiteres Mal die Gelegenheit: Die Versteigerung von Fundsachen der Lufthansa findet nochmals in den Bahnhofspassagen statt. Zwischen 10 und 12 Uhr können alle Fundstücke besichtigt werden, bevor es dann ab 12 Uhr mit der Versteigerung losgeht. kk

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