
© Johanna Bergmann
Hasso-Plattner-Institut Potsdam: Schnupperkurs für IT-Experten
Am Hasso-Plattner-Institut findet bis Sonntag ein Sommercamp für 40 Schüler aus ganz Deutschland statt. Einer reiste sogar aus Bulgarien nach Potsdam.
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Boris Andreev ist begeistert. „Ein wirklich schönes Gebäude“, sagt der 17-jährige Bulgare und betrachtet das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) am Griebnitzsee. Nicht so wie die Hochschulen in seiner Heimat. „Dort sind das eher Gefängnisse“, sagt er und lächelt. Andreev ist einer von insgesamt 40 Schülern, die noch bis Sonntag am sogenannten HPI-Sommercamp teilnehmen. Fünf Tage lang lernen die 16- bis 18-Jährigen das Institut für Softwaresystemtechnik bis ins Detail kennen. Und vielleicht sind sie bald selbst als Studenten auf dem Campus unterwegs.
Am Mittwoch stand aber erst einmal die Begrüßung durch den wissenschaftlichen Direktor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts, Christoph Meinel, und die betreuenden Studenten mit anschließender Führung über das Gelände auf dem Programm. In einer Präsentation für die potenziellen Kommilitonen zeigten die Dozenten alles Wissenswerte über das Studieren am HPI und was in den kommenden Tagen für die Schüler geplant ist.
Dabei ist eines sicher: Langeweile kommt nicht auf. Ein vollgepackter Zeitplan mit Unterricht und Aufgaben, so genannten Challenges, erwartet die Jungen und Mädchen bis Sonntag – täglich von 8 bis 18 Uhr. Danach werde der ein oder andere bestimmt weiter am Rechner sitzen, sagte HPI-Sprecherin Christiane Rosenbach den PNN.
Zwischen insgesamt sechs Challenges, die sie im Laufe der fünf Tage gestellt bekommen, finden auch Vorträge und Einführungen über Themen wie die Programmiersprache Java oder der Graphentheorie – einem Teilbereich der Mathematik – statt. Die Challenges bestehen dabei jeweils aus mehreren Aufgaben. Am Donnerstag bekamen die Schüler die erste davon zu hören, es soll ein IT-Problem aus dem Bereich Logistik gelöst werden, so ein Student bei der Präsentation.
Einige Schüler nickten verstehend, andere stellten dann doch noch Fragen. „Ich bin froh, dass wir in Gruppen arbeiten, so können wir uns gegenseitig unterstützen“, sagte danach die 16-jährige Laetitia Berthold aus Kleinmachnow. Sie lauschte konzentriert den Ausführungen der Dozenten, wollte nichts verpassen. Das Mädchen wirkte sehr gelassen und doch ernsthaft, ausgestattet mit Block, Stift und kleinem Rucksack, fast so, als ob sie schon seit mehreren Semestern am HPI studieren würde. Am Ende war sie ganz selbstsicher, so wie die meisten hier am Campus. Sie habe schon seit mehreren Jahren Interesse an der Informatik und dem HPI, an dem sie sich nach dem Abitur auch bewerben wolle, erzählte sie. Und sie fühle sich durchaus dazu imstande, die Aufgabe bewältigen zu können – allerdings nicht allein, wie sie einräumte.
Eine Reihe hinter ihr saß Boris Andreev. Der leidenschaftliche Kampfsportler betreibt seit drei Jahren „Grappling“, eine Art Ringkampf. Und nebenbei interessiert er sich für Computer. Der 17-Jährige wohnt in Sofia und besucht dort eine deutsche Schule. Auch für ihn sehe die Aufgabe machbar aus, sagte er – und räumt dann doch ein, dass es „andere gibt, die besser sind als ich“. Das habe er beim Einführungskurs in die Computersprache Java gemerkt. Vielleicht sei die Gruppenarbeit doch gar nicht so schlecht? Stolz erzählte Andreev, dass er sich sein Informatikwissen selbst angeeignet hat, am heimischen Computer. An seiner Schule gebe es nun mal keinen IT-Unterricht.
HPI-Geschäftsführer Christoph Meinel ist besonders stolz auf das Sommercamp des HPI. Es gehe eben nicht darum, „hier zu sitzen und zu lernen, sondern darum, selber etwas zu programmieren“, sagte er. „Wir bieten solche Camps an, um Leuten die Möglichkeit zu bieten, aus erster Hand zu erleben, was Informatik bedeutet.“ Dass es für viele junge Leute verlockend ist, sich am HPI zu beweisen, zeige die Zahl der Bewerber für das Sommercamp. Mehr als 100 seien es gewesen, so HPI-Sprecherin Rosenbach. Alle hätten ein Motivationsschreiben einsenden müssen. Die besten 40 seien genommen worden.
Informatik sei faszinierend und unglaublich spannend, so Geschäftsführer Meinel. Gruppenarbeit und die Fähigkeit, das Wissen auch in Vorträgen oder Präsentationen zu vermitteln, würden am HPI ganz groß geschrieben. Dies brauche man später auch im Job, sagte Sprecherin Rosenbach. Das haben viele der Sommercamp-Teilnehmer offensichtlich schon verinnerlicht. (mit sen)
Patrick Bellin
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