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Auf dem Weg zu ihrem bislang größten Erfolg. Laura Lindemann gewann bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2013 in London Bronze.

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Potsdamer Talente: Schocktherapie mit Muskelkater

Eigentlich wollte Laura Lindemann Top-Schwimmerin werden. Doch ihre Leistungen im Becken reichten nicht mehr aus, woraufhin ihr der Wechsel zum Triathlon vorgeschlagen wurde. Weil ihr dieser Sport zu langweilig erschien, hatte die Potsdamerin zunächst Bedenken. Letztlich wagte sie den Schritt aber und kann nun sagen: Alles richtig gemacht.

Zum Triathlon wollte sie eigentlich auf gar keinen Fall. Das war ihr eine viel zu langweilige Sportart. Und eigentlich war auch der Leistungssport für Laura Lindemann schon fast eine abgeschlossene Sache. Ihr fehlten die Leistungen im Schwimmbecken, sie landete zu selten auf dem Treppchen, um am Olympiastützpunkt und an der Sportschule im Luftschiffhafen noch leistungssportlich weitertrainieren und lernen zu dürfen. Vor reichlich zwei Jahren stellte man sie dort vor die Wahl: noch ein halbes Jahr abtrainieren und die Schule verlassen – oder zum Triathlon wechseln. Trotz vieler Bedenken wagte sie den Schritt zur neuen Sportart. Schon in ihrer zweiten Saison wurde Laura Lindemann vom Team Triathlon Potsdam Deutsche Meisterin der Junioren, von ihren ersten Junioren-Weltmeisterschaften kehrte sie mit einer Bronzemedaille zurück.

Die vielen „Eigentlichs“ vom Anfang ihrer Triathlonkarriere zählen heute nicht mehr. „Für jemanden, der vom Schwimmen kommt und dessen Rennen meist kürzer als eine Minute sind, ist Triathlon am Anfang definitiv eine Qual“, blickt die ehemalige Brustschwimmerin zurück. An den Muskelkater ihrer ersten Trainingswochen erinnert sich Laura Lindemann deswegen heute noch lebhaft. Selbst als Leistungsschwimmerin war die damalige Neuntklässlerin die Trainingsintensitäten nicht gewohnt. Mit Schwimmen, Radfahren und Laufen verlangt der Triathlon vom Athleten Fitness in verschiedenen Bereichen. „Die Umstellung war am Anfang hart, zumal ich auch mit dem Laufen nicht viel anfangen konnte“, erzählt die heute 17-Jährige.

Kein Leistungsauftrag mehr im Schwimmen: „Da dachte ich, das war’s!“

Wasser indes war schon von Kindesbeinen an ihr Element. Im Alter von sechs Jahren trat die gebürtige Berlinerin in einen Schwimmverein ein. „Ich wollte unbedingt Schwimmen lernen und dabei bin ich geblieben.“ Später kamen immer mehr Trainingseinheiten dazu, bis sie sich mit dem Wechsel auf die Sportschule Potsdam zu Beginn der 7. Klasse vollends dem Leistungssport verschrieb. „Das gehörte dann irgendwie zum Leben, und wenn du etwas zehn Jahre lang mit Leidenschaft machst, willst du das auch nicht einfach so schnell wieder hergeben.“ Aber zuerst kam der Schock: Es war die Nachricht, dass sie beim Schwimmen keinen Leistungsauftrag mehr erhält, der nötig ist, um im Wohnheim der Sportschule untergebracht zu werden. „Da dachte ich, das war’s!“

Doch sie wusste ihre neue Chance zu nutzen. Erst bei ihrem ersten richtigen Wettkampf, dem Deutschlandcup in Halle im April 2012, „habe ich gemerkt, was Triathlon wirklich heißt“, meint sie rückblickend. Triathlon sei viel mehr als Schwimmen, Radfahren und Laufen. Es gehe um das Taktieren und die Wechsel zwischen den Disziplinen. Vor allem geht es auf der der Sprintdistanz des Juniorenbereichs – 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rad und 5 Kilometer Laufen – auch darum, an seine persönlichen Grenzen zu gelangen. Das macht für Laura Lindemann mittlerweile den größten Reiz an ihrem Sport aus. Mit einem 13. Platz erzielte sie sofort ein ordentliches Ergebnis.

Nach nur einem Jahr Training holte sie bereits Bronze bei der Junioren-WM

Bei ihrem ersten Start bei den Juniorenweltmeisterschaften im vergangenen September ging es ihr deshalb vor allem darum, 100 Prozent Leistung abzuliefern. „Ich wollte schließlich allen zeigen, was ich kann“, sagt Laura Lindemann, die ihre Rennen gerne vorneweg läuft und in London Bronze holte. Aber es ging auch darum, den Moment so lange wie möglich zu genießen. Selbst beim Laufen kann sie das mittlerweile jeden Kilometer, neben dem Schwimmen ist es ihre stärkste Disziplin.

Der Wettkampf kommenden Samstag in Saarbrücken, eines von zwei Qualifikationsrennen um die Europa- und Weltcupplätze, scheint daher gut auf sie zugeschnitten. Nach 800 Meter Schwimmen wird der Fünf-Kilometer-Lauf als Jagdstart veranstaltet – der beste Schwimmer startet zuerst mit dem Vorsprung aus dem Schwimmen. Das Radfahren fällt bei diesem Wettkampf weg. „Ich hoffe natürlich, dass ich das Optimale rausholen kann. Das dürfte eigentlich klappen!“ Und Laura Lindemann weiß aus Erfahrung, dass ein „Eigentlich“ für sie am Ende nicht zählt. 

Chantal Willers

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