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Landeshauptstadt: Schokoküsse für den Minister

Brandenburgs CDU-Spitzenkandidaten Katherina Reiche und Jörg Schönbohm zu Besuch im Kinderheim

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Brandenburgs CDU-Spitzenkandidaten Katherina Reiche und Jörg Schönbohm zu Besuch im Kinderheim Von Juliane Wedemeyer Jörg Schönbohm hat es gleich gesehen: „Hier herrscht eine positive Grundstimmung!“ Die „Körperhaltung“ seiner Gastgeber habe ihm das verraten. Brandenburgs Innenminister besuchte gestern gemeinsam mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Katherina Reiche zwei Einrichtungen des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk-Lazarus (EJF): Die Mutter-Kind-Wohngruppe am Wiesenhof am Schlaatz und die gemischte Wohngruppe des Kinder- und Jugendverbundes „Eva Laube“ am Brauhausberg. Extra aus Berlin angereist war dazu EJF-Geschäftsführer Siegfried Dreusicke. Für die Gäste hatten die Erzieher und Kinder der Wohngruppe ordentlich aufgetafelt: Belegte Brötchen, Weintrauben, Kuchen und Schokoküsse. Letzteren galt auch das Hauptinteresse der beiden jüngsten Bewohner Kevin und Marcel. Die wichtigen Reden der Großen waren nicht so ihr Ding: Schönbohm redet über Gewaltprävention und über den Wert der Familie und Marcel versuchte den Schaum aus dem Schokokuss zu saugen, ohne die Schokoladenhülle zu beschädigen. Die beiden Zehnjährigen leben hier, weil ihre Mütter zurzeit nicht in der Lage seien, richtig für sie zu sorgen. Sobald wie möglich sollen sie aber zu ihren Müttern zurück ziehen. „Die Rückführung in die Familie ist unsere oberste Priorität“, sagt Heimleiterin Helga Hübner, was Schönbohm „sehr begrüßen“ kann. Ihm sei Familie sehr wichtig, der „Koalitionspartner dagegen lege ja nicht so großen Wert darauf“. Der Satz bleibt im Raum stehen, denn Hübner und Dreusicke erzählen von weiteren Projekten der EFJ. Die beiden CDU-Politiker ziehen nach – Wahlkampf eben. Der Minister habe einer Jugendeinrichtung einen Grillplatz samt Gartenbänken spendiert und Reiche arbeitet einmal die Woche ehrenamtlich in einem integrativen Kindergarten mit behinderten Kindern. Dreusicke versucht, die soziale Stimmung zu nutzen: „Wir brauchen dringend Fahrzeuge, vielleicht können Sie das was machen.“ Der Minister windet sich, so einfach sei das nicht zu entscheiden. Neben Schönbohm sitzt Joachim. Seit November wohnt der Abiturient in einem Einzelzimmer in der Villa am Brauhausberg, weil es zu Hause „wie im Knast“ gewesen sei: „Ich durfte keine Freunde besuchen.“ Das Mitglied der Jungen Union hat schon diverse Reden seiner „Leitfigur“ Schönbohm gehört. Nun spricht er persönlich mit seinem Idol – über die Ausgangszeiten des Heims, die nach Joachims Meinung lockerer sein könnten. „Ich denk’, du willst zur Bundeswehr, da ist um 22 Uhr Zapfenstreich“, scherzt Schönbohm. Der 18-Jährige lacht. Brandenburgs CDU-Spitzenkandidatin Reiche, die zwei kleine Töchter hat, wirkt zwischen den hauptsächlich männlichen Jugendlichen der Wohngruppe etwas unsicher. In der Mutter-Kind-Wohngruppe scheint sie sich wohler zu fühlen: Sie beugt sich über den einjährigen Marlon, der fasziniert ihren Ausführungen lauscht: „Nam nam nam.“ Seine 14-jährige Mutter ging noch zur Grundschule, als sie schwanger wurde. Unter „schlabberigen T-Shirts“ hatte sie ihren Bauch damals versteckt – vor allen. Auch vor ihrer Mutter, die nicht in der Lage ist die Tochter zu unterstützen. Nun wohnt das Mädchen als jüngste von sechs Müttern in der Einrichtung am Schlaatz. Wenn sie zur Schule geht, kümmern sich Erzieher um den Kleinen. Reiche weiß um die „irre Belastung“, wenn man mit Kind arbeitet oder eben zur Schule geht. „Ohne Eltern ist man furchtbar allein!“ Familie – Schönbohms Stichwort: Seine Frau und er hätten den ersten Enkel groß gezogen, weil seine Tochter bei dessen Geburt erst 22 war. Zum Abschied Händeschütteln und Dreusicke erinnert den Minister noch einmal an seinen Fahrzeug-Wunsch: „Ist ja für einen guten Zweck!“

Juliane Wedemeyer

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